Was wird aus der Corona-Warn-App? |
In Pandemiezeiten war die Corona-Warn-App ein Indikator dafür, ob man sich für mindestens 15 Minuten in geringem Abstand zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person aufgehalten hatte. / Foto: Adobe Stock/ Soeren Sprenger
In den ersten Monaten der Corona-Pandemie vor über drei Jahren gab es noch keine Impfstoffe. Experten rieten besorgten Bürgern vor allem, sich mit Masken zu schützen. Große Hoffnungen setzten die Bundesregierung und das Robert-Koch-Institut (RKI) auf die Corona-Warn-App, die am 16. Juni 2020 in den Stores von Apple und Google veröffentlicht wurde. Knapp drei Jahre später wird die offizielle Corona-Warn-App des Bundes in den »Schlafmodus« versetzt und damit faktisch nutzlos.
Die App hat mit Hilfe von Bluetooth-Signalen ermittelt, welche Smartphones einander nahegekommen sind. Wurden Nutzerinnen oder Nutzer positiv auf Corona getestet, konnten sie das Testergebnis in der App teilen, damit andere User, die sich in ihrer Nähe aufgehalten hatten, mit einer »roten Kachel« gewarnt werden. Ziel war es, die Infektionsketten möglichst schnell zu unterbinden, indem die Gewarnten rasch reagieren. Sie sollten sich dann selbst testen lassen und sich bei Bedarf dann auch isolieren.
Zu Beginn der Debatte wurde tatsächlich überlegt, ob nicht klassische Ortungsinformationen wie GPS ausgewertet werden sollen. Damit wäre aber keine punktgenaue Erfassung einer riskanten Begegnung möglich gewesen. Außerdem warnten Datenschützer davor, dass damit sensible Standortprofile entstanden wären. »Die Corona-Warn-App hat gezeigt, wie eine Kontakt-Verfolgung anonym, sicher und ohne Massenüberwachung erfolgreich umgesetzt werden kann«, sagt Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC). »Eine Massenüberwachung hätte die App keinen Deut effektiver gemacht. Ganz im Gegenteil: Sie wäre einfach nicht installiert worden.«
Verbindliche Zahlen gibt es nur für die Downloads, nämlich knapp 48,7 Millionen. Da etliche User die App beispielsweise nach einem Handywechsel mehrfach installiert haben oder manche die App auch wieder deaktiviert haben, liegt die Zahl der aktiven Anwenderinnen und Anwender niedriger. Sie dürfte nach RKI-Schätzungen in den Spitzenzeiten bei rund 33 Millionen gelegen haben. Dieser Wert ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Die Bundesregierung hatte sich allerdings erhofft, dass bis zu 60 Prozent der Bevölkerung die App verwenden, also rund 50 Millionen.