Wasser ist endlich – auch bei uns |
Die Erdoberfläche ist von mehr Wasser als Land bedeckt. Der Klimawandel wirkt sich folglich auch auf Flüsse, Seen, Meere und Ozeane spürbar aus. Derzeit gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Temperatur der Gewässer einschließlich des Grundwassers bis zum Jahr 2100 um 1 bis 2 °C ansteigen wird. Die Erwärmung von Seen und Flüssen lässt deren Sauerstoffgehalt sinken. Die Wasserqualität verschlechtert sich, Fische, Pflanzen und andere Wasserbewohner erleben Stress oder sterben ab. Extremes Niedrigwasser in Flüssen wirkt sich auf die Schifffahrt aus. Fehlt die notwendige Fahrrinnentiefe, kann weniger Ladung transportiert werden. Das hat Lieferengpässe und Preisanstiege zur Folge. Im Extremfall muss der Transport vollständig eingestellt werden.
Vor den europäischen Küsten steigt die Temperatur der Meeresoberflächen schneller als in den Weltmeeren. Das führt bereits jetzt zu Abwanderungen von kommerziell genutzten Fischbeständen. Steigende Wassertemperaturen erhöhen zudem das Risiko von wasserinduzierten Krankheiten wie zum Beispiel Vibrio-Infektionen in der Ostsee. Dort nehmen außerdem die sauerstoffarmen und für Meereslebewesen unbewohnbaren Bereiche zu. Im Mittelmeer wird ein Anstieg des Salzgehalts erwartet, verursacht durch eine höhere Verdunstung und geringere Niederschläge.
Die Erwärmung der Ozeane macht seit den 1950er-Jahren rund 93 Prozent der Erderwärmung aus und beeinflusst den weltweiten Wasserkreislauf. Durch das Schrumpfen der globalen Eis- und Schneedecken wird weniger Sonnenenergie ins All zurückreflektiert, wodurch die Temperatur der Erde weiter steigt. Süßwasser gelangt verstärkt in die Ozeane, was Meeresströmungen verändert. Seit der industriellen Revolution haben die Ozeane schätzungsweise rund 40 Prozent des gesamten vom Menschen freigesetzten Kohlendioxids aufgenommen. Eine verstärkte Aufnahme von Kohlendioxid lässt den pH-Wert des Meerwassers sinken, die Ozeane versauern. Eine Gefahr für alle Organismen, die ihre Schalen und Skelette aus Kalk aufbauen. Neben Muscheln, Schnecken, Seeigeln und Korallen ist auch das Plankton, das Nahrungsgrundlage für viele Meereslebewesen bildet, bedroht.
Neben den ökologischen verursachen diese Veränderungen wirtschaftliche Schäden, wenn betroffene Arten für Fischerei und Aquakultur von Bedeutung sind. Europa ist hier nicht immun. Die pH-Werte der europäischen Meere verringern sich ähnlich stark wie in den Ozeanen weltweit. Die pH-Wert-Senkungen in den nördlichsten europäischen Meeren liegen sogar über dem globalen Durchschnitt.