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Welche Selbsttests sinnvoll sind – und welche nicht

Blut, Speichel oder Stuhl können viel über die Gesundheit eines Menschen verraten. Selbsttests versprechen eine bequeme Anwendung für zu Hause. Warum das nicht immer eine gute Idee ist, erklären Fachleute.
dpa
13.02.2025  10:00 Uhr

Ständig müde, schlapp und kraftlos? Wer im Internet sucht, findet dafür vielerlei Erklärungen. Ist es Vitamin-B12-Mangel, ist die Darmflora nicht in Ordnung oder ist es gar Krebs? Vermeintliche Gewissheit sollen medizinische Selbsttests bringen, die man einfach zu Hause machen kann. Im Internet, in Drogeriemärkten und Apotheken findet man sie für alle möglichen Anwendungsbereiche. Doch wie zuverlässig sind solche Tests?

Schwangerschafts-Schnelltests und Blutzuckertests für Menschen mit Diabetes gibt es schon lange. Wer befürchtet, sich mit HIV infiziert zu haben, kann das seit Herbst 2018 mit einem Selbsttest überprüfen. Mit der Corona-Pandemie ist es dann für viele Menschen auch selbstverständlich geworden, sich selbst auf bestimmte Krankheitserreger zu testen.

Da scheint es nur konsequent, Selbsttests auch für andere Gesundheitsfragen zu nutzen. Schließlich sind viele es auch schon gewohnt, ihren Gesundheitszustand mit Smartwatch oder Smartphone selbst zu vermessen.

Selbsttests sind kostspielig

Dass der Markt für Tests boomt, bekommt die Gastroenterologin Birgit Terjung in ihrer Sprechstunde in Bonn deutlich zu spüren. Sie sehe mittlerweile oft Patientinnen und Patienten mit unklaren Bauchschmerzen, die einen Mikrobiom-Selbsttest gemacht haben – also eine Stuhlprobe an einen kommerziellen Anbieter geschickt haben, um die Zusammensetzung ihrer Darmflora auswerten zu lassen.

Doch solche Tests seien wenig aussagekräftig und kostspielig, warnt die Expertin von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Der Stuhltest komme nur von einem Abschnitt des Darms, das Ergebnis sei zudem von der Tageszeit und dem Essen abhängig, erläutert Terjung. Nach der Analyse erhalte man von Anbietern oft eine aufwendige Ernährungsempfehlung und speziell zusammengestellte Probiotika, die die Darmflora optimieren sollen.

»Diese Therapien sind sehr teuer, bis in den vierstelligen Bereich«, sagt Terjung. »Und ob das hilft, ist fraglich.« Solide wissenschaftliche Beweise gebe es jedenfalls nicht, schreibt ein internationales Expertengremium im Fachjournal »The Lancet Gastroenterology & Hepatology«. Die Zeit sei noch nicht reif, um aus Mikrobiom-Analysen Frühdiagnosen für Krankheiten oder Behandlungen abzuleiten. »Aber der Markt ist schneller als die Wissenschaft, wie es bereits in der Vergangenheit bei den Gentests für den Hausgebrauch der Fall war«, so die Autoren.

Hormontests nein, Ovulationstests ja

Vorsicht geboten ist auch bei Hormontests. Cortisolmangel könne die Ursache dafür sein, dass man sich gestresst fühle, heißt es von Herstellern. Ein Speicheltest bringe Gewissheit. Ähnliche Versprechen gibt es auch für Sexual- oder Schilddrüsenhormone.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Altdorf rät davon ab, solche Tests in Eigenregie zu machen. Die Qualität sei nicht gesichert und die Ergebnisse könnten ungenau sein, weil der Hormonspiegel abhängig zum Beispiel von der Tageszeit sei, betont DGE-Experte Alexander Mann. »All diese Faktoren werden bei der Bewertung in einer Fachpraxis berücksichtigt.« Sinnvoll könnten dagegen Ovulationstests bei Frauen mit Kinderwunsch sein.

Ergebnisse richtig einordnen

Ungenaue Selbsttests könnten Patientinnen und Patienten verunsichern, zu überflüssigen Behandlungen führen – oder sogar dazu, dass notwendige verschleppt werden, sagt der Bremer Mediziner Hans-Michael Mühlenfeld. »Viele Menschen fühlen sich müde oder kraftlos und bekommen in der Werbung zu sehen, dass dies und das hilft.« Es sei aber nicht hilfreich, wahllos auf Vitamin- oder Mineralstoffmangel zu testen und Nahrungsergänzungsmittel zu schlucken.

Von Beschwerden auf eine Krankheit zu schließen, sei ein komplexer Vorgang, sagt der Experte für hausärztliche Praxis der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. »Das ist nicht damit getan, dass man irgendwelche Tests macht.« Außerdem sei es wichtig, die Ergebnisse einzuordnen. Ein Beispiel dafür sei Cholesterin. Ein hoher Wert sei nicht per se schlecht, sondern werde erst im Zusammenspiel mit anderen Merkmalen wie Übergewicht, hohem Blutdruck oder Rauchen ein Risiko.

Es gibt Menschen, die sehr um ihre Gesundheit besorgt sind. Andere dagegen zögern lange, bis sie zum Arzt gehen. Selbsttests könnten das noch befördern, meint Mühlenfeld. Müdigkeit etwa könne verschiedene, oft harmlose Ursachen haben, aber manchmal stehe eine ernsthafte Erkrankung dahinter. »Wenn man dann erst einmal mit Nahrungsergänzungsmitteln arbeitet, verzögert man natürlich unter Umständen die Diagnostik und vielleicht eben auch eine gezielte Therapie.«

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