Wenn Diabetes doppelt auftritt |
Die Pathologie des »Doppeldiabetes« erschwert es den Patienten, Gewicht abzunehmen und ihre Zuckerwerte zu kontrollieren. Die Behandlung der komplexen Erkrankung umfasst eine Pharmakotherapie und eine Anpassung der Lebensweise. Ziel ist es, die Blutzuckerkontrolle zu verbessern und diabetesbedingte Komplikationen zu verhindern. Dazu müssen Patienten ihre Insulingabe optimieren. Die Dosis ist stets so zu wählen, dass sie möglichst präzise auf das Essen und die Bewegung abgestimmt ist. Unterzuckerungen sind zu vermeiden, da die Betroffenen dagegen anessen müssten.
Neben einer optimierten Insulintherapie können Antidiabetika erforderlich sein, die sonst vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes verschrieben bekommen. Bei Typ-1-Diabetes werden diese meist außerhalb der Zulassung (»Off-Label-Use«) eingesetzt. Metformin hemmt die Glukoneogenese und kann die Zellen insulinempfindlicher machen. Das senkt den Insulinbedarf und verbessert die Zuckerwerte. Der Arzneistoff wirkt sich zudem positiv auf das Körpergewicht aus.
Ist Metformin kontraindiziert, könnten Gliptine (DPP-4-Inhibitoren) wie Linagliptin, Saxagliptin, Sitagliptin oder Vildagliptin eine Option sein. Sie inhibieren die Dipeptidyl-Peptidase-4 (DDP-4) und blockieren dadurch den Abbau der Inkretinhormone Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und Glucose-dependent insulinotropic Polypeptid (GIP). Das führt dazu, dass weniger Glucagon freigesetzt wird, welches den Blutzuckerspiegel erhöht. Außerdem verlangsamen Gliptine die Nährstoffaufnahme, indem sie die Magenentleerung verzögern, und sie mindern den Appetit. Die Kombination von Insulin mit einem DPP4-Inhibitor kann den HbA1c-Spiegel senken und die Gewichtszunahme sowie das Auftreten von Hypoglykämien verhindern.
SGLT-2- Hemmer wie Dapagliflozin und Empagliflozin erhöhen die Menge an Zucker, die der Körper mit dem Urin ausscheidet. Das senkt nicht nur den Blutzuckerwert, sondern kann auch das Abnehmen erleichtern. Zu beachten ist, dass der SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin 2019 eine Zulassung zur Behandlung von Menschen mit Typ-1-Diabetes und einem BMI ≥ 27 kg/m2 als Zusatz zu Insulin hatte. Allerdings erhöht Dapagliflozin das Risiko für Ketoazidosen. In Deutschland ist das Antidiabetikum seit Oktober 2021 daher nicht mehr für die Behandlung von Patienten mit Typ-1-Diabetes zugelassen.
GLP-1-Analoga wie Exenatid oder Semaglutid werden wie Insulin gespritzt. Die Glutide ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach und können bei Typ-2-Diabetikern die Bauchspeicheldrüse anregen, Insulin auszuschütten. Weiterhin verzögern sie die Magenentleerung. Das verbessert die Sättigung und reduziert Blutzuckerspitzen nach den Essen. Patienten haben zudem weniger Appetit und können leichter abnehmen. Semaglutid löste wegen diesen Wirkungen zuletzt sogar einen weltweiten Hype als Abnehmhilfe aus.
Welche medikamentösen Optionen für Menschen mit »Doppeldiabetes« am besten geeignet sind, muss noch weiter erforscht werden. Eine Standardtherapie gibt es derzeit nicht. Für weitere Symptome des metabolischen Syndroms wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen stehen indes bewährte Behandlungen zur Verfügung, die vor weiteren Gefäßschäden schützen können.