Wenn Gemüse Nervengift enthält |
Eingelegtes Gemüse sieht lecker aus und ist – so vermutet man – vor allem Gesund. Unter bestimmten Umständen können jedoch vor allem in Öl eingelegte Lebensmittel zur sogar tödlichen Gesundheitsgefahr werden. / © Getty Images/fcafotodigital
Das Bakterium »C. botulinum« ist ein Umweltkeim, der praktisch überall vorkommt. »Es bildet hitzeresistente Sporen, die mit Staub- oder Erdpartikeln auf Lebensmittel gelangen können. Unter Ausschluss von Sauerstoff und bei ausreichendem Nährstoffangebot können diese Sporen auskeimen und eines der stärksten bekannten Nervengifte, das Botulinum-Neurotoxin, bilden«, erklärt Hannah Zeyßig von der Verbraucherzentrale NRW.
Botulismus-Fälle sind in Deutschland äußerst selten. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden in der Regel weniger als 10 pro Jahr gemeldet. Sie treten fast ausschließlich dann auf, wenn Lebensmittel unsachgemäß konserviert wurden. »Wer bewährte Methoden einhält, muss sich um den Verzehr von frischem oder korrekt verarbeitetem Gemüse keine Sorgen machen«, gibt Hannah Zeyßig Entwarnung.
Wenn sich das Toxin im Körper verteilt, können bereits innerhalb weniger Stunden Symptome wie verschwommenes Sehen, Doppelbilder, hängende Augenlider, Lichtscheue, Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken sowie trockener Mund auftreten. Charakteristisch sind oft die vier »Ds«: Diplopie (Doppelsehen), Dysarthrie (motorische Sprechstörung), Dysphagie (Schluckstörung) und Dysphonie (Stimmstörung). Lähmungserscheinungen beginnen meist an den Schultern und weiten sich auf die Atem- und Herzmuskulatur aus.
Unbehandelt kann Botulismus zum Tod durch Atemlähmung führen. Menschen, die innerhalb von 36 Stunden nach Verzehr eines mutmaßlich kontaminierten Lebensmittels entsprechende Symptome entwickeln, sollten sofort ärztliche Hilfe aufsuchen und den Verdacht auf Lebensmittel-Botulismus äußern. Ohne Symptome ist eine vorbeugende Therapie nicht erforderlich.
»Da das Toxin geruch- und geschmacklos ist, wird ein Befall oft nicht bemerkt«, so Zeyßig. Besonders gefährdet seien Lebensmittel, die unter sauerstoffarmen Bedingungen, bei Raumtemperatur und ohne ausreichende Säure gelagert werden.
Ein klassisches Beispiel für Lebensmittel, die zu Botulismus geführt haben, sind laut der Verbraucherschützerin selbst hergestellte Gemüse- oder Fleischkonserven, die nicht ausreichend erhitzt wurden. Überlebende Sporen können hier auskeimen und Toxin bilden. Bei der industriellen Herstellung wird hingegen so erhitzt, dass Sporen sicher abgetötet werden.