Wichtige Fakten zur Insektengiftallergie |
»Wenn es zum ersten Mal passiert, ist man vollkommen überrascht«, sagt Thilo Jakob. Und er stellt klar: Dann darf und sollte man den Notruf 112 wählen. Es ist nämlich nicht abzusehen, wie stark die Reaktion des Körpers ausfällt – und ob sich womöglich ein lebensgefährlicher allergischer Schock anbahnt.
Sind andere Menschen anwesend, sollte man sie zudem informieren, dass es einem nach diesem Stich nicht gut geht – damit sie Hilfe holen oder womöglich mit einem Allergie-Medikament aushelfen können. »Vielleicht hat jemand in der Nähe Antihistaminika-Tabletten, die man auch bei Heuschnupfen nimmt«, sagt Torsten Zuberbier. Er ist Direktor des Instituts für Allergieforschung an der Charité Berlin.
Menschen, die Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergisches Asthma haben, haben ein etwas erhöhtes Risiko, wie Thilo Jakob sagt. »Das ist aber nicht dramatisch erhöht.« Anders sieht das bei Patienten mit einer bestimmten seltenen Erkrankung, einer Mastozytose, aus.
Menschen, die häufig gestochen werden, können ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Insektengiftallergie haben. »Zum Beispiel Menschen, die in einer Fleischerei oder Bäckerei arbeiten – und natürlich auch Imker«, sagt Torsten Zuberbier. Es kann aber auch umgekehrt sein: »Der Körper kann sich so sehr an das Insektengift gewöhnen, dass bei Stichen kaum noch Beschwerden auftreten – auch das ist möglich.«
Wer den Verdacht hat, auf Insektenstiche allergisch zu reagieren, sollte das ärztlich abklären lassen. Generell gilt: Eine Diagnostik, ob eine Insektengiftallergie vorliegt, wird nur angestoßen, wenn es zu einer systemischen Reaktion gekommen ist, so Jakob. Eine überschießende örtliche Stichreaktion reicht nicht aus. Meist reicht für die Diagnostik schon ein Bluttest aus, bei dem bestimmt wird, ob ein bestimmter Antikörper gegen Wespen- oder Bienengift vorliegt. Ergänzend kann Arzt oder Ärztin einen Hauttest durchführen.
Insektengiftallergiker bekommen ein Notfallset verschrieben. Es enthält Allergiemedikamente – Kortison und ein Antihistaminikum – und außerdem einen Adrenalin-Autoinjektor. Das ist eine Art Spritze, die sich Betroffene nach einem Stich selbst verabreichen können, um lebensbedrohliche Reaktionen zu vermeiden.
»Das Allerwichtigste ist, dass Allergiker dieses Notfallset immer bei sich haben«, sagt Torsten Zuberbier. Das gilt auch dann, wenn sie nur kurz in den Garten gehen. Denn: Hat eine Wespe zugestochen und zeigen sich allergische Reaktionen, sollte man das Adrenalin so rasch wie möglich anwenden. Es ist nämlich nicht absehbar, ob sich womöglich ein lebensgefährlicher allergischer Schock entwickelt.
»Bei Wespenstichen ist es mitunter sehr variabel, wie viel Gift in den Körper gelangt«, sagt Torsten Zuberbier. Hat das Tier viel Gift im Körper hinterlassen, steigt auch das Risiko für einen allergischen Schock.