Wie Arzneimittel zur Luftverschmutzung beitragen |
Auch der Arzneistoff selbst und die Hilfsstoffe gelangen im Produktionsprozess in die Luft. Untersuchungen der Raumluft in Zytostatika herstellenden Krankenhausapotheken ergaben eine Belastung pro Kubikmeter im Nano- bis Milligrammbereich. In pharmazeutischen Betrieben waren die Konzentrationen noch deutlich höher. Welche Relevanz die Werte haben, wie stabil sich die Stoffe in der Luft halten und mit welchen Auswirkungen auf die Umwelt zu rechnen ist, dazu gibt es bisher noch keine Aussagen.
Eine weitere Quelle für Arzneimittel in der Umwelt ist die Luft in Tierställen. Messungen haben belegt, dass Rückstände von Tierarzneimitteln in die Stallluft gelangen, über das Abluftsystem herausgetragen und in der Umgebung verteilt werden. Vermutlich sinken sie mehr oder weniger schnell zu Boden, lagern sich auf Pflanzen ab oder landen im Wasser. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass gesunde Tiere oder Personen, die sich im Stall aufhalten, den Arzneimittelstäuben ausgesetzt sind. Antibiotika sind die am häufigsten an Masttiere verabreichte Arzneimittelgruppe, ihre unbeabsichtigte Inhalation begünstigt die Ausbildung von Resistenzen. Bisher wurden Tierarzneimittel meist als Pulver ins Futter gemischt, langsam setzt sich jetzt jedoch die Anwendung von Pellets oder Lösungen durch. Damit verringert sich die Staubbelastung deutlich, was auch aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes der Beschäftigten dringend notwendig ist.
In einer Grauzone der Entsorgung von Altarzneimitteln befinden sich die Dosieraerosole. Sie sind die größte Gruppe der Arzneimittel zur Inhalation. Als Treibgas kommen die klimaschädlichen Flurane Norfluran und Apafluran zum Einsatz. Vor allem Apafluran ist ein starkes Treibhausgas, das jedoch nur noch in Aarane®-, Allergospasmin®-, Flutiform®- und Symbicort® 160/4 Dosieraerosol enthalten ist. Wo möglich, sollte der Arzt Norfluran enthaltende Dosieraerosole oder Pulverinhalatoren einsetzen, wenn er umweltbewusst verordnen möchte. Eine Übersicht zur Information stellt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin zur Verfügung. Die meisten Dosieraerosole gelangen zur Entsorgung, weil ihr Verfalldatum erreicht ist, und enthalten neben dem Treibgas noch mehrere Dosen des Arzneistoffes. Dosieraerosole gehören deshalb zu den gefährlichen Abfällen und dürfen keinesfalls in die Restmülltonne oder den Gelben Sack gelangen. Reste sollten besser in der Packung bleiben, Apotheken, Schadstoffmobile und Wertstoffhöfe nehmen sie als Sondermüll kostenlos entgegen.