Wie eine Klopftherapie wirkt |
Die Frage, über welche Wirkmechanismen Klopftechniken ihre Wirkung entfalten, wird kontrovers diskutiert. Die in der Mitte der 1980er-Jahre entwickelten Klopftechniken wie TFT oder EFT orientieren sich noch stark an der Akupunktur und gehen davon aus, dass die Stimulation der Punkte eine beruhigende Wirkung erzielt. Dabei beziehen sie sich auf Studien, die per MRT nachweisen konnten, dass durch das Setzen von Akupunkturnadeln, unabhängig von der gewählten Stelle, Areale des limbischen Systems – des Zentrums der Emotionserzeugung – herabreguliert werden.
Neue Erklärungen sehen das Klopfen mehr als »Brückenbauer«. Bekannt ist, dass das limbische System bei starken Emotionen unabhängig von seinen Regulationszentren im Großhirn agiert und damit keiner kognitiven Kontrolle mehr unterliegt. Dieser Schachzug ermöglicht, in bedrohlichen Situationen handlungsfähig zu bleiben und überlebensnotwendige Handlungen auszuführen. Zum Problem wird die Abkopplung der Emotionserzeugung immer dann, wenn keine reale Bedrohung existiert.
Häufige Alltagsbeispiele hierfür sind Prüfungsängste oder die Angst vor Spinnen. Auch wenn kognitiv klar ist, dass eine Prüfung keine Bedrohung darstellt und von heimischen Spinnen keine Gefahr ausgeht, können Betroffene die damit verbundenen unangenehmen Gefühle nicht kontrollieren. Klopfen sie in dieser Situation auf die Haut, reagiert das Großhirn darauf. Wissenschaftler nehmen an, dass durch den schnellen Wechsel der beiden Wahrnehmungen (unangenehmes Gefühl und Stimulation der Haut) oder die parallele Wahrnehmung beider Ereignisse zwischen den aktivierten Gehirnarealen neuronale Verbindungen entstehen. Diese können die Autonomie des limbischen Systems durchbrechen und der Anwender erlebt eine bessere Kontrolle über seine unangenehmen Emotionen. Durch immer wiederkehrendes Training kann die Fähigkeit erlernt werden, nicht nur bei der Konfrontation in Gedanken, sondern auch in realen Situationen die aufkommenden Emotionen zu regulieren.