Wie kann man besser mit Stress umgehen? |
Als eine fast immer nützliche Strategie im Alltagsstress empfiehlt sie überdies, einfach mal das Worst-Case-Szenario durchzuspielen. »Was ist das Schlimmste, was hier jetzt passieren kann? Und wie schlimm ist das wirklich?« Das helfe fast immer. Ebenso wie ein Perspektivwechsel: »Was würde ich einem guten Freund in dieser Situation raten?« Oder nicht zuletzt ein Annehmen der – im Augenblick nicht zu ändernden – Realität: »Es ist jetzt, wie es ist. Der Stau ist da, das neue Betriebssystem wird eingeführt, die Kollegin krank. Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen.« Allerdings brauche es viel Training, Zeit und Geduld, sich in solch mentalem Stressmanagement zu üben.
Medikamente sollten nur eingesetzt werden, wenn sich körperliche und psychische Erkrankungen entwickelt haben, die auch einer medikamentösen Behandlung bedürfen, betont Kunitz. »Sie sind auf keinen Fall präventiv anzuwenden.« Selbst wenn Stress zu psychischen Erkrankungen wie Angsterkrankungen und Depression geführt habe, sei zunächst an eine kognitive Verhaltenstherapie und dann erst an Medikamente zu denken – diese würden nach Abwägung mit dem Hausarzt oder Psychiater vor allem bei schweren Krankheitsausprägungen unterstützend eingesetzt.
Ladwig warnt: „Viele Ärzte verschreiben diese Medikamente jahrelang, und die Patienten schlucken sie. Der Wirkstoff Diazepam beispielsweise beruhigt zwar, aber die Konflikte werden verdeckt, die Probleme werden nicht gelöst.« Viele Menschen, die Beruhigungsmedikamente einnähmen, fühlten sich zudem matt und benommen, Aufmerksamkeit und Konzentration seien verringert. Schlimmer noch: Schon nach wenigen Wochen könne man von diesen Medikamenten abhängig werden. Deshalb sollte die Dosis schon frühzeitig schrittweise reduziert werden. Denn auf Dauer gilt: »Mit Medikamenten lässt sich das Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung, das wir für unser Leben brauchen, nicht erreichen.«
Last, but not least: Wer Stresssymptome hat, die mit einem klassischen Stressbewältigungstraining in Eigenregie nicht verschwinden, sollte unbedingt auch den Hausarzt konsultieren. Er kann organische Ursachen ausschließen oder bei Bedarf auch an Experten weitervermitteln.
Klavierunterricht, Tennis, Ballett, Kindergeburtstag, Kunst-AG und jeden Tag Hausaufgaben – manche Kinder haben einen Terminkalender, der mit dem eines Managers mithalten kann. Viele Termine müssen aber nicht unbedingt gleich Stress bedeuten, heißt es in einer Stellungnahme des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte: »Stress entsteht vor allem dann, wenn Termine mit Ängsten und Sorgen – etwa durch zu hohe Anforderungen – zu tun haben.« Bei Kindern sieht der Verband drei Quellen als Hauptursache für Stress:
Symptome für Stress seien meist körperliche Beschwerden wie häufige Kopf- und Bauchschmerzen oder Einschlafstörungen. »Manche Kinder werden auch lust- und antriebslos, können sich nicht konzentrieren oder haben keinen Appetit«, so die Kinder- und Jugendärzte. Auch Verhaltensänderungen wie Rückzug, Aggressivität, Reizbarkeit oder Trennungsangst können Zeichen von Stress sein. Jüngere Kinder äußern Stress oft durch Wutausbrüche, Weinen oder vermehrte Anhänglichkeit, während ältere Kinder manchmal depressive oder ängstliche Symptome entwickeln. Bei starkem Stress fallen Kinder oft in frühere Entwicklungsstadien zurück. Beispielsweise können sie wieder anfangen, am Daumen zu lutschen oder Bettnässen zeigen.
Um Stresssituationen vorzubeugen, sollten Eltern ihren Kindern helfen, sich auf ihre Stärken zu besinnen. Dadurch kann das Kind lernen, mit Problemen umzugehen und sich von ihnen nicht so stark verunsichern zu lassen. Zudem sollte nicht jeder Tag verplant werden. Vielmehr brauchen Kinder mindestens zwei freie Nachmittage in der Woche, an denen sie sich an einen ruhigen Ort zurückziehen können, Zeit zum Spielen haben oder Verabredungen in Eigenregie treffen können.
Entscheidend ist auch die emotionale Unterstützung durch Bezugspersonen. Kinder, die in stressigen Situationen auf die Fürsorge und Zuwendung ihrer Eltern oder Betreuer zählen können, haben in der Regel eine bessere emotionale Resilienz. Auch beobachten Kinder, wie ihre Eltern und andere Erwachsene mit Stress umgehen. Eltern, die ruhig und strukturiert auf Stress reagieren und die mit ihren Kindern auch über Gefühle, Ängste und Sorgen sprechen, geben ihren Kindern bessere Bewältigungsstrategien mit. Schließlich profitieren Kinder von einer klaren Routine und Struktur im Alltag. Regelmäßige Mahlzeiten, Schlafzeiten und Aktivitäten geben ihnen oft ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit, was besonders in stressigen Zeiten wichtig ist.