Wie Religion die Ernährung mitgestaltet |
Siddhartha Gautama (circa 563 bis 483 v. Chr.) stellte viele Grundlagen des Hinduismus infrage. Er stellte fest, dass alles auf der Welt vergänglich ist und Menschen unzufrieden sind und leiden. Es heißt, dass Siddharta sich unter einen Baum setzte und mehrere Tage und Nächte darüber nachdachte. Er versank tief in seinen Gedanken, meditierte und fand darin die Erleuchtung – also einen Weg, Weisheit und Gelassenheit zu entwickeln, um in den großen und kleinen Stürmen des Lebens den Kurs halten zu können und Frieden zu finden.
Seitdem wurde er Buddha (»der Erleuchtete«) genannt und zu einem spirituellen Vorbild vieler Menschen. Heute ist der Buddhismus mit fast 300 Millionen Anhängern die viertgrößte Religion der Welt. Die größte Zahl Anhänger ist in Süd- und Ostasien zu finden, insbesondere in Japan, Thailand und Burma. In Deutschland leben der Buddhistischen Union zufolge rund 200.000 praktizierende Buddhisten.
Buddhisten sollen nur so lange essen, bis ihr Hunger gestillt ist. Lebensmittel dürfen nicht vergeudet oder weggeworfen und kein Tier nur um des Essens willen getötet werden. Auch wenn Fleischverzehr in den meisten buddhistischen Strömungen nicht grundsätzlich abgelehnt wird, leben viele Buddhisten vegetarisch, um keinem Tier Leid zuzufügen und damit ihr Karma zu schädigen. Die Begründung für die vegetarische Lebensweise liegt in der Annahme, dass jedes fühlende Wesen einen Buddha in sich tragen könnte. Somit könnte durch den Genuss von Fleisch möglicherweise ein zukünftiger Buddha getötet werden.
Es gibt aber eine Ausnahme: Wird ein Buddhist zum Essen eingeladen und ein Fleischgericht serviert, sollte er nach Buddhas Worten den Gastgeber nicht verletzen und beherzt zugreifen. In abgewandelter Form gilt das auch für buddhistische Mönche: Sie dürfen ihr Essen und Trinken ausschließlich erbetteln und keine Nahrungsmittel ablehnen, die ihnen angeboten werden.
Zuhause in Deutschland mag es wenige Berührungspunkte mit den Speisevorschriften anderer Religionen geben, doch im Urlaubsland kann das anders sein. Die Kenntnis und der Respekt für die Ernährungsregeln ist in bestimmten streng gläubigen Urlaubsländern relevant.
Beim Thema Alkohol erstreckt sich die Bandbreite in muslimischen Ländern von einem sehr toleranten Umgang, bei dem die Verantwortung dem einzelnen Gläubigen übertragen wird, bis zu einem totalen Verkaufs- und Konsumverbot, das auch Touristen einschließt. Die größeren Hotels und Restaurants in den Touristenmetropolen haben meist eine spezielle Ausschanklizenz. In der Öffentlichkeit hingegen ist das Trinken oft untersagt, betrunken herumzulaufen gilt in manchen Ländern sogar als Straftat.
In islamisch und buddhistisch geprägten Ländern gilt die linke Hand als unrein, weil sie auf der Toilette benutzt wird. Sie kommt deshalb mit dem Tisch und Speisen nicht in Kontakt, sondern ruht oft auf dem Oberschenkel. Zum Essen wird nur die rechte Hand verwendet. Das Händewaschen vor und nach dem Essen sollte selbstverständlich sein. Beim traditionellen islamischen Essen gibt es kein Besteck. Das Fladenbrot, welches traditionell zu jeder Mahlzeit gereicht wird, dient – in kleine Stücke gerissen – als Löffelersatz.
Die für den Ramadan geltenden Regeln sind für Muslime gedacht; Touristen müssen nicht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang fasten. In Hotels gibt es deshalb normalerweise keine Einschränkungen. Allerdings können einheimische Restaurants tagsüber geschlossen sein. Aus Respekt vor den Gläubigen sollten Reisende nicht in der Öffentlichkeit essen und trinken, sondern möglichst im Hotelzimmer. In der Öffentlichkeit sollte auch kein Kaugummi gekaut und nicht geraucht werden.
Im Gegensatz zu Deutschland und Mitteleuropa ist das gemeinsame Essen nicht immer eine Plattform für Kommunikation und Small Talk. So gesprächig Muslime auch sind – das Essen wird oft ruhig bis schweigend eingenommen.