Wie wird die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte behandelt? |
Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen, rund eines von 600 Babys in Deutschland ist betroffen. / © Adobe Stock/Thomas Talkner/peopleimages.com
Werdende Eltern, die bei einer Ultraschalluntersuchung ab der 18. Schwangerschaftswoche erfahren, dass ihr Kind mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt kommen wird, reagierten meist schockiert, berichtet Dr. Hubertus Koch, Facharzt für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie an der DRK-Kinderklinik Siegen. Gerade deshalb sei es zu diesem frühen Zeitpunkt enorm wichtig, betroffene Familien sachlich und konkret über die Fehlbildung und notwendige Therapien zu informieren, berichtet er im Gespräch mit PTA-Forum. Der Leiter des Kompetenzzentrums LKGN-Fehlbildungen der DRK-Kinderklinik Siegen, das seit mehr als 20 Jahren kleine Patienten behandelt, hält nichts von dem Versuch, werdende Eltern zu »entlasten«, indem man die bevorstehenden Schwierigkeiten kleinredet. »Betroffene profitieren am meisten, wenn sie eine positive, aber auch realistische Perspektive und einen konkreten Weg durch dieses Sorgental aufgezeigt bekommen – und sich darauf einstellen, dass es Zeit und Geduld braucht.«
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen der Spaltbildung, die sich jeweils unterschiedlich auf Atmung, Nahrungsaufnahme, Sprechen und Hören auswirken. Ist nur die Oberlippe gespalten, redet man von einer Lippenspalte. Sind Oberlippe und Oberkiefer gespalten, bezeichnen Mediziner das als Lippen-Kiefer-Spalte. Unter dem Begriff Gaumenspalte werden Spaltbildungen des harten und/oder des weichen Gaumens zusammengefasst – der harte Gaumen ist der vordere, knöcherne Abschnitt des Gaumens; der weiche Gaumen ist der hintere, muskulöse Abschnitt, den man auch Gaumensegel nennt. Sind alle Partien betroffen, handelt es sich um eine durchgehende Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.
Die jeweilige Fehlbildung präzise zu benennen, sei erster und wichtiger Teil der Behandlung, betont Koch. »Verkürzende Diagnosebegriffe, wie LKG-Spalte, Lippen- und Gaumenfehlbildung, cleft lip palate und Ähnliches führen letztlich zu ebenso verkürzten Therapien.« Eine präzise Diagnose, welche Bereiche des Mund-Rachen-Raums in welcher Form betroffen sind, ist auch für die sinnvolle Reihenfolge der nötigen chirurgischen Eingriffe wichtig, auch wenn betroffene Eltern häufig den Impuls verspüren, kosmetische Eingriffe vorzuziehen.