Wieder besser schlafen |
Isabel Weinert |
16.04.2024 16:00 Uhr |
Der Abfall an körpereigenem Estrogen führt in der Peri- und Postmenopause bei etwa 80 Prozent der Frauen zu vasomotorischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen. Dass sie in direktem Zusammenhang mit den hormonellen Veränderungen stehen, gilt als gesichert. Für Symptome wie Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, innere Unruhe, Reizbarkeit und Ängstlichkeit sei die Datenlage weniger eindeutig, schreiben die Autoren der aktuellen Leitlinie »Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen«.
Einen Grund dafür sehen die Experten darin, dass diese Symptome womöglich schwerer fassbar seien, weil es dafür keine speziell validierten Evaluationsinstrumente gibt. Sie merken auch an, dass aufgrund der Länge des perimenopausalen Übergangs und der schwankenden Prävalenz der Symptome ein streng wissenschaftlicher Nachweis eines kausalen Zusammenhangs zwischen dem Auftreten der genannten Symptome und den hormonellen Veränderungen in der Peri- und Postmenopause schwierig sei.
Sicher ist jedoch, dass nächtliche Hitzewallungen und Schweißausbrüche den Schlaf vielfach unterbrechen können. Betroffene Frauen wachen dann triefnass auf, müssen sich umziehen und erleiden alleine dadurch Schlafeinbußen. Sind diese nächtlichen Schwitzattacken als Grund für die Schlafprobleme klar identifizierbar, ist eine Hormonersatztherapie (HRT) indiziert. Die Frequenz der Hitzewallungen pro Woche lässt sich durch jede Form der HRT um 75 Prozent reduzieren. Nehmen die Hitzewallungen ab, kann sich auch der Schlaf wieder verbessern.
Ist eine HRT nicht möglich oder nicht erwünscht, kann zwar ein Versuch gestartet werden, vasomotorische Symptome und so auch die damit verbundenen Schlafstörungen mit SSRI, SNRI, Clonidin oder Gabapentin in den Griff zu bekommen. Die Autoren der Leitlnie sind sich jedoch einig, dass diese Substanzen nicht routinemäßig als Mittel erster Wahl zum Einsatz kommen sollen.
Mit einer schwächeren Evidenz können bei vasomotorischen Beschwerden eine kognitive Verhaltenstherapie, Isoflavone und Cimicifuga-Präparate angewendet werden. Als unwahrscheinlich wird ein Nutzen gegen vasomotorische Symptome durch Sport, Tiefenentspannung und Vitamin E benannt. Gerade Sport und Entspannungsverfahren sind allerdings sehr hilfreich für körperliche Gesundheit und seelische Ausgeglichenheit auch in den Wechseljahren.
Frauen, die zwar keine Hitzewallungen haben, aber dennoch unter deutlichen Schlafstörungen leiden, die ihren Alltag beeinträchtigen, sollten individuell bei ihrem Gynäkologen fragen und besprechen, ob eine HRT in diesem Zusammenhang sinnvoll sein könnte.