Wirbelsäulen-Operation oft nicht notwendig |
Für die interdisziplinäre Schmerzkonferenz hat Überall die Daten von mehr als 7500 Patienten evaluiert. Von den Patienten, die ohne Zweitmeinung so gut wie alle operiert worden wären, erhielten tatsächlich nur knapp 5 Prozent eine OP-Empfehlung. Die anschließend optional angebotene, individuelle multimodale Intensivbehandlung führte bei der Mehrheit der Patienten zu einer nachhaltigen Schmerzlinderung. Die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich körperlich und seelisch und die Teilhabe Betroffener an den Aktivitäten des alltäglichen Lebens normalisierte sich in den meisten Fällen.
Überall führt aus: »Um dem großen Problem unnötiger Wirbelsäulenoperationen gerecht zu werden, halte ich einen Wechsel der aktuellen Pay-for-procedure-Strategie hin zu einem Pay-for-results-Konzept für sinnvoll, also dass die Krankenkasse die Operation erst dann bezahlt, wenn der Patient anschließend weniger oder keine Schmerzen hat. Damit möchte ich auch im Sinne der Deutschen Schmerzliga erreichen, dass Ärzte, insbesondere Operateure, stärker ob ihrer Verantwortung für eine bedürfnisorientierte und nachhaltige Versorgung Betroffener sensibilisiert werden. Zusätzlich halten wir eine verpflichtende Zweitmeinung in Form der interdisziplinären Schmerzkonferenz für alle elektiven schmerzbedingten Wirbelsäulenoperationen für notwendig.«
Schmerzmediziner Dr. Michael Küster erläutert: »Man muss einzig die wirkliche Schmerzursache identifizieren und daran orientiert die multidisziplinäre Therapie und Patientenschulung anknüpfen. Es gilt dabei, gestörte Funktionen zu finden und relevante strukturelle Ursachen auszuschließen, die über altersentsprechende Veränderungen hinausgehen. Psychische Belastungsfaktoren, neurotische oder somatoforme Störungen als Ursache anhaltender Schmerzen müssen identifiziert und behandelt oder ausgeschlossen werden.«
Weitere Informationen zum Thema interdisziplinäres Zweitmeinungsverfahren vor schmerzbedingter Operation an der Wirbelsäule erhalten Patienten zum Beispiel unter www.schmerzliga.de (Patientenbroschüre).