Zecken machen sich in ganz Deutschland breit |
Durch die milden Winter ist die Zecke nun ganzjährig aktiv und wartet auf Sträuchern und Gräsern auf vorbeikommende Blutspender. / Foto: Adobe Stock/Heiko Barth
Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Zecken. »Weil tiefe Temperaturen von -15 Grad selbst in den Alpen immer seltener werden, sind die Zecken auch in den Wintermonaten aktiv«, erklärte Professorin Dr. Ute Mackenstedt, Leiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim, bei einer Pressekonferenz. Zecken sind dadurch ganzjährig aktiv, und selbst in Bergregionen bis 1200 Metern werden heute stabile Zeckenpopulationen gefunden, berichtete sie.
Das erklärt, warum die Anzahl der Fälle an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich zugenommen haben; das gilt für Deutschland und auch für angrenzende Länder wie Schweiz und Österreich. Zwar liegen nach wie vor 80 Prozent der FSME-Fälle in Baden-Württemberg und Bayern, doch breiten sich die Zecken aus. Zunehmend werden Fälle auch aus anderen Bundesländern registriert wie Brandenburg oder Niedersachsen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in diesem Frühjahr drei weitere Land- und Stadtkreise zu Risikogebieten in Deutschland erklärt, und zwar in Sachsen-Anhalt und Bayern. Neu hinzugekommen sind die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München. Damit gelten nun annähernd 180 Kreise bundesweit als Risikogebiete.
»Mittlerweile können wir für keine Region in Deutschland Entwarnung geben. Was die FSME betrifft, ist Deutschland inzwischen ein bundesweites Endemiegebiet«, betonte Mackenstedt. Aus diesem Grund seien Darstellungen irreführend, die weiße Flecken auf der FSME-Karte ausweisen: »In den Gebieten sind die Fallzahlen sehr gering, was aber nicht heißt, dass dort keine FSME-Fälle gemeldet werden. Es heißt nur, dass die Anzahl nicht den Schwellenwert übersteigt, bei dem dieser Landkreis zu einem Risikogebiet erklärt wird.«
Gemeinhin werde angenommen, dass über die Verbreitung der Zecken viel bekannt wäre. Doch das Gegenteil sei der Fall: »Wir kennen die Epidemiologie der Naturherde nicht wirklich«, sagte die Parasitologin. Es sei nämlich keineswegs so, dass sich die Naturherde immer weiter ausbreiteten. Vielmehr würden neue, andere Stämme von Nachbarländern wie Tschechien, der Schweiz und Österreich nach Deutschland hineingetragen und umgekehrt. Die einzelnen Zeckenpopulationen blieben in ihrem begrenzten Umfeld bestehen.
Die Forschenden der Universität Hohenheim haben sich zur Aufgabe gemacht, noch mehr Naturherde zu identifizieren und anschließend zu charakterisieren. Anhand der FSME-Erkrankten versuchen sie, mögliche Infektionsorte zu lokalisieren und neue Zeckenpopulationen ausfindig zu machen.