Zurück zur Natur |
Schon das Einkaufen erfordert mehr Mühe als üblich. Bevor ein Produkt im Einkaufswagen landet, gilt es, die Zutatenliste genau zu studieren. Einen erheblichen Mehraufwand gibt es aber vor allem beim Zubereiten der Mahlzeiten. Da Fertig- und Halbfertiggerichte in der Regel viele Zutaten enthalten, muss selbst gekocht werden. Auch Kantinen-Essen entspricht meist nicht den Vorstellungen von Clean Eating. Folglich kochen viele Anhänger ihr Mittagessen zu Hause vor, um es bei der Arbeit wieder aufzuwärmen. Auch für den kleinen Hunger zwischendurch müssen sie vorsorgen. Denn das, was es was es am Kiosk oder in der Bäckerei zu kaufen gibt, entspricht nur selten den Regeln.
Im Internet und in Zeitschriften finden sich Unmengen von Rezepten und Vorschlägen für Clean Eating. Auch im Buchhandel gibt es zahlreiche entsprechende Bücher. Gemeinsam ist ihnen eine bunte Aufmachung mit vielen ansprechenden Fotos von Gemüse, Obst und Gewürzen.
Clean Eating hat einen gewaltigen Nachteil: seine geringe Alltagstauglichkeit. Gerade im Berufsleben mutet es illusorisch an, alles selbst herzustellen beziehungsweise mitzubringen, was jemand den Tag über zu sich nehmen möchte. Nicht zuletzt ist Clean Eating nicht ganz preiswert. Denn manche Protagonisten peppen den Speiseplan mit kostspieliger Superfood auf, wie Moringapulver oder bestimmten Algen. Und wie ist das Konzept aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu bewerten? Eigentlich passt es an vielen Stellen zu den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eine pflanzenbetonte, abwechslungsreiche Kost mit wenig Weißmehlprodukten, fettreichen Fertiggerichten, Süßigkeiten, Alkohol und zuckerhaltigen Getränken dürfte der Gesundheit gut tun. Allerdings gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass die Beschränkung auf fünf Zutaten je Lebensmittel irgendeinen positiven Effekt für die Gesundheit hat. Auch ist es fachlich nicht haltbar, zugelassene Zusatzstoffe pauschal als gesundheitsschädigend darzustellen. Ob Clean Eating schließlich gesünder, vitaler, energiegeladener und glücklicher macht, ist nicht belegt. Wer Lust hat, kann es auszuprobieren.