Zyklusbedingte Migräne – was ist zu beachten? |
Caroline Wendt |
12.11.2024 08:00 Uhr |
Könnten menstruelle Migräneattacken dann im Umkehrschluss durch Hormongaben verhindert werden? In einer gemeinsamen Information der Schmerzklinik Kiel, der Migräne Liga Deutschland und der Techniker Krankenkasse heißt es dazu, dass östrogenhaltige Gele oder Pflaster zwar die erwartete Migräneattacke abwenden könnten, nach dem Absetzen der Arzneimittel träten die Schmerzen dafür gehäuft wieder auf.
Laut der Information kann der Gebrauch einer Antibabypille im sogenannten Langzyklus besser sein. Hierbei nehmen die Patientinnen die Hormone länger als die üblichen 21 Tage, manchmal sogar kontinuierlich ein. Bleibt die Periode aus, bleiben häufig auch die Migräneattacken aus. Zudem sind Präparate mit einer geringen Hormonkonzentration zu bevorzugen. Des Weiteren können andere Verhütungsmethoden wie die Spirale oder eine Dreimonatsspritze eine Alternative darstellen.
Anders sieht es aus, wenn Patientinnen unter Migräne mit Aura leiden. Hier rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) grundsätzlich davon ab, mit hormonell wirksamen Präparaten zu verhüten. Der Grund: Diese Frauen haben ein leicht, aber signifikant erhöhtes Risiko einen Schlaganfall oder andere vaskulär bedingte Erkrankungen zu erleiden. Die zusätzliche Einnahme eines KOK würde dieses Risiko noch erhöhen. Für Migräne-Patientinnen ohne Aura, aber mit weiteren Risikofaktoren für einen Schlaganfall (Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Hyperlipidämie und Thrombophilie, Alter über 35 Jahre) gilt die gleiche Empfehlung.
Obwohl die Datenlage bisher noch limitiert ist, scheinen orale Gestagen-Monopräparate (POP) das Risiko arterieller Thromboembolien hingegen nicht zu erhöhen, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in ihrer Leitlinie. Demnach dürfen Migräne-Patientinnen mit oder ohne Aura POP einnehmen, insofern sie keine weiteren Risikofaktoren für einen Schlaganfall aufweisen. Vorläufige Ergebnisse zweier Pilotstudien deuten zudem darauf hin, dass bei Einnahme reiner Gestagenpräparate (Desogestrel 75 µg) die Migräneattacken weniger schwer ausfallen. 30 beziehungsweise 38 Patientinnen hatten in Schmerztagebüchern erfasst, dass sowohl die Schmerzintensität als auch die Dauer der Migräneattacke zurückgingen. Um die Ergebnisse dieser Untersuchungen zu bestätigen, müssen weitere Studien durchgeführt werden. Auch sollte hierbei der Unterschied zwischen Migräne mit oder ohne Aura berücksichtigt werden.