Alarm im Auge |
Verena Schmidt |
15.08.2025 16:00 Uhr |
Übrigens: Ein Hagelkorn (Chalazion) entsteht ebenfalls aus einer verstopften Meibom-Drüse am Lidrand. Es ist leicht mit einem Gerstenkorn zu verwechseln, aber im Gegensatz zu diesem nicht schmerzhaft und infektiös, da keine bakterielle Entzündung vorliegt.
Das Hagelkorn ist schmerzlos und nicht entzündet. / © Adobe Stock/MarijaBazarova
Auch ein Hagelkorn bildet sich von selbst zurück; Wärme kann das Abheilen unterstützen. Ein Tipp für die Beratung: Leicht anzuwenden und praktisch sind etwa Wärme-Gel-Masken (wie von Blephacura®), die in der Mikrowelle erwärmt werden können, oder selbsterwärmende Augenmasken (zum Beispiel Posiforlid® Augenmaske).
Durch die Wärmeanwendung wird der Talg in den Meibom-Drüsen flüssiger und kann in Richtung Lidspalte ausgestrichen werden. Anschließend können die Lidränder mit einer speziellen Lösung oder Kompresse gereinigt werden.
Eine entsprechende Lidrandpflege ist nicht nur bei Gersten- und Hagelkorn sinnvoll, sondern auch bei einer Blepharitis, einer Entzündung der Lidkante. Diese kann akut oder chronisch verlaufen. Der chronischen Form liegt meist eine Meibom-Drüsen-Dysfunktion (MDD) zugrunde. Normalerweise produzieren die Meibom-Drüsen eine ölige Flüssigkeit für die schützende Lipidschicht des Tränenfilms. Ist ihre Funktion gestört, verdunstet die Tränenflüssigkeit zu schnell, die Augen sind trocken und gereizt. Zudem kann sich das Sekret in den Drüsen stauen und eine Entzündung begünstigen.
Geduldig und konsequent: Bei einer chronischen Blepharitis ist die tägliche gründliche Lidrandpflege entscheidend. / © Adobe Stock/vitalis83
Die Therapie ist langwierig und erfordert Geduld. Wichtig ist, eine gründliche Lidrandpflege konsequent morgens und abends durchzuführen. Zusätzlich kann die PTA lipidhaltige Tränenersatzmittel (zum Beispiel Augentropfen wie Artelac Lipids®, Systane® Balance, Augensprays wie Omnitears®, Tears Again®) empfehlen. Omega-3-Fettsäuren, angewendet als Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel Fischöl-, Krillöl-, oder Leinölkapseln) oder als Augentropfen (wie Remogen® Omega, Kühlartikel), sollen den Tränenfilm stabilisieren und entzündungshemmend wirken. Die Studienlage dazu ist allerdings uneinheitlich, die wissenschaftliche Evidenz bislang gering.
In manchen Fällen liegt bei der Blepharitis auch eine Fehlbesiedlung mit Bakterien vor. Eine antibiotische Therapie ist laut dem BVA dann jedoch in der Regel nicht indiziert, da das Risiko für Resistenzen und eine Störung des natürlichen Schutzmilieus am Auge groß sei. Im Einzelfall kann eine Therapie mit corticoidhaltigen oder immunmodulierenden Augentropfen sinnvoll sein, um überschießende Entzündungsreaktionen einzudämmen.
Bei akuter bakteriell bedingter Lidrandentzündung können auch Augentropfen mit Salicylsäure (wie Posiforlid COMOD®) oder antiseptische Augentropfen mit dem Wirkstoff Hexamidin (wie Zamidine®) hilfreich sein. Eine neue Entwicklung ist eine Formulierung mit dem Antiseptikum Chlorhexidin und einer Vitamin-E-Verbindung (Reduktor®).