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Abhängigkeit

Alkoholsucht ist auch ein weibliches Problem

Erfolgreich im Beruf, gutaussehend, Ehefrau und Mutter – und alkoholabhängig. Die Zahl der Frauen, die in riskanter Weise trinken oder schon abhängig sind, steigt. Oft entsprechen sie nicht dem Bild des typischen Alkoholikers, sondern stehen mitten im Leben und funktionieren in ihren Rollen im Alltag. Welche Auswirkungen kann die versteckte Alkoholsucht haben und wie kann der Ausstieg gelingen?
AutorKontaktVerena Schmidt
Datum 19.10.2023  14:50 Uhr

Langfristig stabil bleiben

Ist der körperliche Entzug geschafft, wird die psychische Abhängigkeit angegangen. In der Rehabilitationsphase sollen die Weichen für eine langfristige Abstinenz gestellt werden. Wichtig ist in dieser Phase vor allem eine kognitive Verhaltenstherapie. Stationär dauert diese Therapiephase etwa 6 bis 16 Wochen, ambulant rund ein bis anderthalb Jahre.

Auch die letzte Therapiephase, die Stabilisierungsphase, kann mehrere Wochen bis Jahre andauern. Um längerfristig abstinent zu bleiben und den neuen Alltag ohne Alkohol bestreiten zu können, brauchen viele Patienten eine engmaschige ambulante Nachbetreuung, etwa durch eine Suchtambulanz oder einen Facharzt. Auch regelmäßige Treffen mit einer Selbsthilfegruppe (zum Beispiel Anonyme Alkoholiker, Blaues Kreuz, Guttempler) sind in dieser Phase und auch darüber hinaus hilfreich.

Rückfälle verhindern

Während Rehabilitation und Stabilisierung kann ergänzend immer auch eine medikamentöse Rückfallprophylaxe gegeben werden. So können der Glutamatmodulator Acamprosat (Campral®) und der Opioidantagonist Naltrexon (Adepend®) die Abstinenz unterstützen: Acamprosat soll das Alkohol-induzierte Ungleichgewicht zwischen exzitatorischer und inhibitorischer neuronaler Transmission ausgleichen. Naltrexon besetzt Opioid-Rezeptoren im Gehirn, sodass die nach dem Alkoholgenuss ausgeschütteten körpereigenen Belohnungsmoleküle nicht mehr wirken. Die angenehme, berauschende Wirkung des Alkohols bleibt aus.

Sind Acamprosat und Naltrexon nicht erfolgreich, kann Disulfiram versucht werden. Der Wirkstoff ruft eine Alkoholintoleranz hervor, indem er das alkoholabbauende Enzym Aldehyddehydrogenase hemmt. Nach der Einnahme von Disulfiram funktioniert der normale Abbauweg von Ethanol über Acetaldehyd zu Essigsäure in der Leber nicht mehr, er bleibt auf der Zwischenstufe Acetaldehyd stehen. Die Anreicherung von Acetaldehyd im Körper führt dann zu unangenehmen Unverträglichkeitsreaktionen wie Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen. »Trotz der nur sehr schwach belegten Evidenz für Disulfiram wünschen sehr schwer abhängige PatientInnen oft selbst eine Verordnung«, heißt es in der Leitlinie. Da das entsprechende Präparat Antabus® in Deutschland seit 2011 keine Zulassung mehr hat, kann das Medikament nur über das Ausland importiert werden. Der Einsatz erfolgt dann off Label, die Kosten werden nicht von den Krankenkassen erstattet.

Nalmefen (Selincro®) wirkt ähnlich wie Naltrexon als Antagonist an µ-Opioidrezeptoren. Es hat jedoch eine etwas andere Indikation, und zwar ist es zugelassen zur Reduktion des Alkoholkonsums bei Männern, die mehr als 60 g Alkohol pro Tag trinken, und bei Frauen mit mehr als 40 g pro Tag. Eingenommen wird das Medikament nach Bedarf: An jedem Tag, an dem der Patient das Risiko verspürt, Alkohol zu trinken, sollte er möglichst ein bis zwei Stunden vor dem voraussichtlichen Konsum eine Tablette einnehmen. Wenn der Patient bereits begonnen hat, Alkohol zu trinken, ohne Nalmefen eingenommen zu haben, sollte er so bald wie möglich eine Tablette einnehmen.

Off Label wird auch Baclofen bei Alkoholabhängigkeit eingesetzt. Zugelassen ist der Wirkstoff eigentlich zur Behandlung von Spasmen der Skelettmuskulatur bei neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Baclofen soll dafür sorgen, dass kein Dopamin ausgeschüttet wird, wenn der Patient an Alkohol denkt. Das sogenannte Craving, das starke Verlangen nach dem Suchtmittel, soll verschwinden. Laut Leitlinie gibt es zu Baclofen allerdings widersprüchliche Ergebnisse, von den Autoren gibt es aktuell keine Empfehlung.

Prinzipiell gilt: Die Therapie der Alkoholabhängigkeit ist oft ein langer, nicht ganz einfacher Weg. Sie ist sehr individuell und muss immer an den Patienten und seine Lebensumstände angepasst sein. Auch psychische Begleiterkrankungen wie etwa Schizophrenie, Depressionen, Angststörungen, eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sollten dabei berücksichtigt und entsprechend angegangen werden.

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