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Covid-Drink, Dampf und beten

Alternative, kuriose und gefährliche Mittel gegen Corona

Im Kampf gegen das Coronavirus sind gute Ideen gefragt. Doch weltweit beschreiten einige Menschen dabei unkonventionelle Wege: von alternativen und skurrilen bis zu absurden oder gar gefährlichen Heilmitteln.
AutorKontaktdpa
Datum 11.05.2020  11:30 Uhr

Pflanzliche Heilmittel sind in vielen Kulturen tief verankert. Der Präsident von Madagaskar etwa stellte jüngst einen »Covid Organics« genannten Gesundheitsdrink vor. Das auf Basis der heimischen Artemis-Pflanze hergestellte Getränk soll nach seinen Worten Immunität stärken, vor zahlreichen Viren und Fieber schützten – vor allem vor Lungenkrankheiten. Der Trank wurde an Schülerinnen und Schüler im Land verteilt, inzwischen haben auch andere afrikanische Länder Lieferungen bestellt. Allerdings warnte unter anderem der Leiter der medizinischen Akademie der Insel, der wissenschaftliche Erfolg des Trunks sei nicht nachgewiesen.

Die Afrikanische Union (AU) will nach eigenen Angaben das Getränk prüfen. Man habe in Madagaskar die »technischen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit« des pflanzlichen Arzneimittels angefragt. Die Gesundheitsbehörde der AU, Africa CDC, wolle dann die notwendigen wissenschaftlichen Beweise für die Effektivität des Getränks erörtern. Die WHO arbeitet nach eigenen Angaben mit Instituten zusammen, um traditionelle Medikamente auszuwählen, die als mögliche Covid-Behandlung geprüft werden können.

Das Phytopharmakon aus Madagaskar basiert »Wikipedia« zufolge um Artemisia annua, den Einjährigen Beifuß, und Ravensara aromatica, einer aus Madagaskar stammenden Lauraceae (Lorbeergewächse). Aus Artemisia annua wird der Malaria-Wirkstoff Artemisinin gewonnen wird. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird die ursprünglich aus Eurasien stammende Pflanze traditionell bei Fieber eingesetzt und laut »Wikipedia« in Einzelfällen auch schon bei Covid-19. Klinische Evidenz gibt es keine.

Traditionelle Medizin

In Indien verkündete das Ayurveda-Ministerium bereits kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle, dass traditionelle Medizin gegen Covid-19 helfen könnte. Doch nach Kritik sagte die Regierung lediglich, dass Alternativmedizin das Immunsystem gegen das neuartige Coronavirus stärken könne, aber keine Heilung sei. Das Ministerium behauptete zunächst auch, dass Prinz Charles durch eine Ayurveda-Behandlung von Covid-19 geheilt worden sei – das wies Charles Büro aber zurück.

In etlichen Ländern wird in der Corona-Krise auf traditionelle Medizin gesetzt. Etwa in Bolivien, wo es einen großen Anteil an Indigenen in der Bevölkerung und einen Minister für Traditionelle Medizin gibt. »In Bolivien haben wir Pflanzen, die helfen können«, meinte jüngst der stellvertretende Minister für traditionelle Medizin, Felipe Quilla Muni. Beliebt ist ein Dampf aus Eukalyptus und Kamille. Die Leute atmen diesen ein; etwa in Dampfkabinen, die in der Nähe einiger Krankenhäuser und Banken aufgestellt wurden.

In Indonesien ist seit Beginn der Covid-Krise die Nachfrage nach rotem Ingwer gestiegen, der das Immunsystem besonders stärken soll. Dadurch schossen die Preise in die Höhe. Ähnlich war das auf Sri Lanka bei Kurkuma-Pulver. Daraufhin setzte die Regierung dort eine Preisobergrenze fest.

»Auch bei traditioneller Medizin und Praktiken muss die Wirksamkeit und Sicherheit durch rigorose klinische Studien getestet werden.«
WHO

Die Tipps der Präsidenten

Manche lehnen sich bei Vorschlägen zu Do-it-yourself-Heilmitteln ziemlich weit aus dem Fenster. In Nepal etwa empfahl der Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli, dass man sich vor einer Coronavirus-Ansteckung schützen könne, indem man heißes Wasser trinke und Dampf-Therapie mache. Das Video ging viral.

In Venezuela gab es einen ähnlichen Vorschlag von Nicolás Maduro: Der Präsident empfahl zunächst auf Twitter eine Kräutermischung als Heilmittel gegen das Coronavirus. Der Post wurde inzwischen aber wieder gelöscht. Und Chinas Präsident Xi Jinping sagte, 90 Prozent der wieder genesenen Corona-Patienten hätten auch traditionelle chinesische Medizin erhalten.

Auch Donald Trump ließ die Öffentlichkeit an einigen ungewöhnlichen Ideen teilhaben: Der Präsident der USA ermunterte bei einer Pressekonferenz Forscher dazu, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen Desinfektionsmittel zu spritzen. Außerdem sinnierte er über Optionen, starkes Licht »in den Körper« zu bringen, um Corona-Infektionen zu behandeln. Später betonte er, dies sei nur »Sarkasmus« gewesen.

Wenn all das nicht gegen Covid-19 wirkt, hilft aus Sicht des Präsidenten Tansanias vor allem eins: beten. Im Vergleich zu den meisten anderen afrikanischen Staaten hat John Magufuli in dem ostafrikanischen Land wenig strenge Maßnahmen verhängt. »Es macht keinen Sinn, Kirchen oder Moscheen zu schließen, denn das sind die einzigen Orte, an denen wir Gott um Vergebung bitten können. Wir sollten weiterhin beten, damit Gott uns vor diesem Unheil bewahren kann«, sagte Magufuli jüngst. Auch andere Länder wie Kenia riefen wegen der Corona-Krise einen nationalen Tag des Betens aus; die Bürger wurden aber gebeten, diesen zu Hause zu begehen.

Doch bei all dem Hype um pflanzliche Medikamente gegen Covid-19 mahnte jüngst die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Afrikanische Union zur Vorsicht. Gleichwohl befürworten sie die Erforschung traditioneller Arzneimittel. Auch bei traditioneller Medizin und Praktiken müsse »die Wirksamkeit und Sicherheit durch rigorose klinische Studien« getestet werden.  

Warnung vor unseriösen Mitteln auch in Deutschland

Die Verbraucherzentrale Hessen hat vor angeblichen Wundermitteln im Zusammenhang mit Corona gewarnt. »Zurzeit häufen sich die Beschwerden und Nachfragen zu solchen Angeboten«, teilte die Verbraucherzentrale in Frankfurt mit. So böten hessische Unternehmen Zahlencodes auf einem Aufkleber, Pendel oder »aktiviertes Wasser in seiner Urform« zum Schutz vor einer Infektion an. Hinzu kämen durchaus gefährliche Offerten, wie beispielsweise der Tipp, Arsen und Chlordioxid zum Schutz vor einer Ansteckung einzunehmen.

»Bei solchen vermeintlichen Wundermitteln geht es fast immer darum, Kasse zu machen«, sagt eine Sprecherin. »Wir raten deshalb, solche Angebote kritisch zu prüfen.« Bereits zuvor bemängelte die Verbraucherzentrale, dass in Apotheken teils die positive Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln für das Immunsystem angepriesen werde. Verschwiegen werde jedoch, dass die Aufnahme nur bei einem Mangel sinnvoll sei. Lebensmittel einschließlich Nahrungsergänzungsmittel könnten weder vor Viren schützen noch eine Covid-19-Erkrankung lindern oder heilen.

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