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Unerwünschte Beilagen

Arzneimittel in der Tierhaltung

Die industrielle Landwirtschaft ist mit ihrer intensivierten Nutztierhaltung nicht nur ein erheblicher Risikofaktor für die Ausbreitung von Krankheitserregern, sie trägt auch wesentlich zum Eintrag von Chemikalien und Arzneistoffen in die Umwelt bei.
Edith Schettler
10.05.2022  09:00 Uhr

Erfolge erkennbar

Doch es bewegt sich bereits etwas. Seit dem Jahr 2011 sind Tierhalter verpflichtet, die Behandlung ihrer Masttiere mit Antibiotika zu melden, um die Herkunft von Fleisch und Milch transparenter zu gestalten. Die Datenbank erfasst bisher Mastgeflügel, Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Seit der Einführung der Meldepflicht gingen die Abgabemengen von Tier-Antibiotika um fast 60 Prozent zurück. Seit dem Jahr 2019 ist jedoch wieder ein Anstieg um jährlich knapp fünf Prozent zu beobachten. Der Einsatz der von der Weltgesundheitsorganisation WHO als kritisch eingestuften Antibiotikagruppen der Cephalosporine der dritten und vierten Generation, der Fluorchinolone und Polypeptidantibiotika reduzierte sich in Deutschland in den Jahren zwischen 2016 und 2020 um 13,8 Tonnen.

Die Arbeitsgruppe Antibiotikaresistenz des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) überprüft seit dem Jahr 2014 die Resistenzsituation und stellte fest, dass vor allem in der konventionellen Geflügelhaltung, aber auch bei Rindern und Schweinen die Belastung mit gegen Fluorchinolone resistenten Bakterien nach wie vor hoch ist. Ökologisch arbeitende Betriebe schnitten in den Untersuchungen deutlich besser ab, weil hier die Verabreichung von Antibiotika schon immer wesentlich strenger reglementiert ist.

Nicht nur Antibiotika

Antibiotika haben zwar den größten Anteil bei der Behandlung von Tieren, sind aber nicht die einzige umweltrelevante Veterinärarzneimittelgruppe. Antiparasitika, hormonell wirksame Substanzen, Arzneimittel zur Behandlung von Schmerzen und Entzündungen und lokal angewendete Arzneistoffe für Euter, Augen und Haut haben ebenfalls einen nicht geringen Einfluss auf die Umwelt. Deren Menge wird im Gegensatz zu den systemischen Antibiotika nicht erfasst, genauso wie die der für Haustiere verordneten Arzneimittel. Sie alle landen schlussendlich im Gegensatz zu den Humanarzneimitteln größtenteils direkt und ohne Umwege über Kläranlagen in der Natur. In den deutschen Gewässern wurden im Rahmen von Forschungsprojekten schon mehr als 150 Wirkstoffe gefunden, die auch unser Trinkwasser kontaminieren können. Möglicherweise sehen wir mit den Antibiotika in der Masttierhaltung nur die Spitze des Eisberges.

Besonders hohe toxische Wirkungen haben Antiparasitika, vor allem die Anthelminthika Fenbendazol und Ivermectin, das Insektizid Deltamethrin (zum Beispiel in Prevendog® Flohhalsbändern für Hunde) und ihre chemischen Verwandten. Die häufig in der Apotheke nachgefragten Insektizide wie Frontline® oder Advantage® enthalten die weniger kritischen Wirkstoffe Fipronil und Imidacloprid. Antiparasitika sind für Wasserbewohner wie Fische und Wasserflöhe stark toxisch. Für das Insektizid Deltamethrin und andere Pyrethroide ist eine hoch toxische Wirkung auf Bienen nachgewiesen.

Auch der Boden leidet unter der Wirkung von Antiparasitika. Sie töten Insekten, Würmer und Krebstiere, die auf der Weide die wichtige Aufgabe haben, den Tierdung zu zersetzen. Das führt dazu, dass die Tiere die Weideflächen nicht mehr akzeptieren und das Gras nicht mehr fressen. Fehlen die Bodenorganismen, büßt auch der Boden an Fruchtbarkeit ein, die Folge ist Erosion. Der Nitratabbau kommt ins Stocken und die Gewässer werden zusätzlich durch Nitrate verunreinigt. Über den Pfad Gülle-Boden-Pflanze können Tierarzneimittel auch in die humane Nahrungskette gelangen.

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