Babyblues oder Wochenbettdepression? |
»Bleibt diese psychische Erkrankung unbehandelt, besteht das Risiko, dass die Depression chronisch wird und Betroffenen über einen langen Zeitraum zu schaffen macht. Daher ist es sehr wichtig, früh zu handeln«, so Klaus-Dirk Kampz, Geschäftsführer der My Way Psychiatrischen Klinik in Eckenhagen. »Betroffene benötigen vor allem Mut, Unterstützung und Verständnis, um mit der schwierigen Situation zurechtzukommen.« Als erste Anlaufstellen nennt Kampz Hausärzte, Hebammen, Gynäkologen oder therapeutische Sprechstunden.
Je nach Schweregrad empfehlen die Experten zur Behandlung zum einen eine Psychotherapie – besonders bewährt haben sich die kognitive Verhaltenstherapie und die interpersonelle Therapie. Dabei geht es Kampz zufolge unter anderem darum, »das Selbstwertgefühl der Mütter zu stärken und ihre Beziehung zum Kind zu verbessern«. Wichtig, so die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, sei im Zuge dessen auch der Einbezug des Partners und weiterer Angehöriger wichtig, um mögliche familiäre und partnerschaftliche Konflikte zu bearbeiten und Chancen der Entlastung zu besprechen.
Zum anderen kann in schweren Fällen auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Die Einnahme von Antidepressiva ist auch während der Stillzeit möglich, sollte aber sorgfältig mit dem Arzt besprochen werden, so die Stiftung.
Unter Umständen könne, etwa bei schwerer Depression oder Postpartaler Psychose, zum Wohl von Mutter wie Kind ein (gemeinsamer) Klinikaufenthalt notwendig sein. Dafür gibt es an einigen psychiatrischen Krankenhäusern auch spezielle Mutter-Kind-Abteilungen, in denen die Mutter zusammen mit dem Kind aufgenommen werden kann.
Obwohl die Wochenbettdepression behandelbar ist, suchen viele Betroffene keine Hilfe – oft aus Scham, so die Deutsche Depressionshilfe. Es sei daher von größter Bedeutung für den Verlauf der Krankheit, dass sowohl die Mutter als auch ihre Familie verstehen:
»Die Wochenbettdepression ist kein persönliches Versagen und kein Zeichen dafür, dass eine Frau eine schlechte Mutter ist oder ihr Kind nicht genügend liebt.« Es handle sich um eine Krankheit, die behandelt werden könne. »Im Interesse der Mutter und des Kindes sollte daher unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.«