Bei Parodontitis leidet der ganze Körper |
Die erste Therapiestufe erfolgt unabhängig vom Stadium und erfordert die aktive Mitarbeit des Patienten. Der Zahnarzt klärt zunächst über die Erkrankung, ihre Ursachen und Therapiemöglichkeiten auf. Dann befreit er die Zähne von allen erreichbaren weichen und harten Belägen. Anschließend werden die Zähne poliert, damit sich Bakterien nicht gleich wieder anheften. Diese Hygienephase der Parodontitisbehandlung verringert die Bakterienmenge und drängt die oberflächliche Entzündung zurück.
Das Praxisteam leitet den Patienten an, wie er selbstständig zu Hause den supragingivalen Biofilm entfernen kann und Risikofaktoren am besten kontrolliert. Dabei ist das Zähneputzen die wichtigste Maßnahme. Dieses kann entweder mit einer Hand- oder einer elektrischen Zahnbürste erfolgen. Fachkräfte beim Zahnarzt erklären effektive Putztechniken und worauf Patienten bei der Zahnpflege zu Hause achten sollten. Dabei dürfen sie die Zahnzwischenräume nicht vernachlässigen, weil eine Parodontitis in der Regel zwischen den Zähnen beginnt. Zur Reinigung eignen sind Interdentalraumbürsten am besten. Die Borstengröße sollte auf den Zahnzwischenraum abgestimmt sein. Die meisten Patienten brauchen die winzigen Bürsten in verschiedenen Größen. Mit den Zahnzwischenraumbürsten lassen sich eingeklemmte Speisereste und versteckte Beläge effektiv und schonend entfernen. Die Approximalkontakte, also die Berührungspunkte zweier benachbarter Zähne, lassen sich mit Zahnseide reinigen.
Die mechanischen Maßnahmen können antimikrobielle Wirkstoffe ergänzen. Sie gibt es in verschiedenen Darreichungsformen wie Zahnpasten oder Mundspüllösungen. Sowohl gegen orale grampositive als auch gramnegative Keime wirken Chlorhexidin-Spülungen (wie Chlorhexamed® 0,1 % und 0,2 % oder Dynexidin® Forte 0,2 %). Bei der Beratung ist der Hinweis wichtig, dass sich bei regelmäßiger Benutzung die Zähne und Zunge verfärben können. Eine dauerhafte Anwendung von Spüllösungen wird nur bei Patienten mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen empfohlen, die eine Unterstützung für die mechanische Reinigung benötigen. Eine ebenfalls desinfizierende Wirkung haben Mundspüllösungen mit ätherischen Ölen (wie Listerine®). Wichtig ist, dass Mundspüllösungen weder das Zähneputzen noch die Reinigung der Zahnzwischenräume ersetzen.
Die nützlichen Bestandteile der Mundflora können durch starke Antiseptika und/oder zu intensive Anwendung gestört werden. Eine Überwucherung mit Pilzen wie Candida oder eine ungünstige Beeinflussung des Mikrobioms kann die Folge sein. Bei der Beratung kann auch auf enthaltenen Alkohol hingewiesen werden. Er wirkt zwar ebenfalls desinfizierend und reduziert Plaque, reizt aber das Zahnfleischepithel. Patienten mit Unverträglichkeiten schauen sich am besten die weiteren Inhaltsstoffe wie Geschmacksmittel, Konservierungsstoffe und Farbstoffe genau an.