Beim Krafttraining das richtige Maß finden |
Höher, schneller, weiter – Im Leistungssport hat Doping eine lange Geschichte. Aber auch im Breiten- und Freizeitsport ist Doping keine Unbekannte. Schätzungen zufolge missbrauchen etwa fünf Prozent aller Fitnessstudio-Besucher Anabolika. In Zahlen ausgedrückt sind das etwa 450.000 Konsumenten in Deutschland. Typischerweise sind diese männlich, zwischen 20 und 40 Jahren alt und betreiben Kraft- sowie Kampfsport. Anders als bei Profisportlern stehen bei ihnen ästhetische Aspekte im Vordergrund wie der Wunsch nach mehr Muskelmasse und Muskelkraft sowie das damit einhergehende körperliche Erscheinungsbild.
In Deutschland ist es nach dem Gesetz gegen Doping im Sport rechtlich untersagt, Steroide herzustellen, zu vertreiben und in nicht geringen Mengen zu besitzen. Präparate werden in der Regel online oder über Dealer vor Ort gekauft. Die Informationen zur Einnahme verschafft sich der größte Teil der Konsumenten über das Internet oder setzt auf Empfehlungen von Bekannten. Dabei wird meist die Annahme zugrunde gelegt, dass mehr zugeführtes Testosteron mehr Muskelmasse bedeutet. Dosierungen, die das zehn- bis hundertfache therapeutischer Dosen übersteigen, sind keine Seltenheit.
Weit verbreitet in der Kraftsportszene ist der zyklische Anabolikagebrauch. Während einer Konsumphase von sechs bis 20 Wochen wird Muskelmasse aufgebaut, in einer mehrere Wochen bis Monate andauernden steroidfreien oder -armen Phase soll sich der Körper erholen. Während eines Zyklus werden verschiedenste Steroide in unterschiedlichsten Dosierungen miteinander kombiniert. Erfahrene Konsumenten setzen in der Zeit des intensiven Muskelaufbaus, dem sogenannten Bulking, häufig auf intramuskulär injizierbares Testosteron in Kombination mit Boldenon, Nandrolon und Metandienon. Dazu wird intensives Krafttraining ausgeführt und eine hyperkalorische Ernährung eingehalten.
Während des Bulkings verstärkt sich das subkutane Fettgewebe, weshalb anschließend die Phase des Cuttings folgt. Nun werden die Muskeln definiert, indem überschüssiges Fettgewebe abgebaut wird. Dafür wird die Kalorienzahl stark reduziert und das Sportprogramm um Kardiotraining erweitert. Die Steroide werden niedriger dosiert oder Vertreter eingesetzt, die nicht aromatisiert werden können. Denn: Steroide werden zu Estrogen aromatisiert, was den Aufbau von Fettgewebe fördert. Aus diesem Grund und um weitere estrogene Nebenwirkungen zu unterbinden, ist auch der Gebrauch von Aromataseinhibitoren wie Anastrozol oder Exemestan verbreitet. Orale Testosteron-Präparate werden vor allem von Neueinsteigern konsumiert oder am Anfang und Ende eines Zyklus zusätzlich eingenommen.