Blutverdünnung als Balanceakt |
Im Gegensatz dazu greifen Antikoagulanzien nicht an Thrombozyten, sondern in die Gerinnungskaskade ein. Das tun sie, indem sie:
Heparine sind große, negativ geladene Ketten aus Aminozuckern unterschiedlicher Größe. Entscheidend für ihre Gerinnungshemmung ist ein Pentasaccharid-Grundgerüst. Es beschleunigt die Wirkung vom körpereigenen Antithrombin um das 1000-Fache, sodass Heparin effektiv den Gerinnungsfaktor Xa und je nach Kettenlänge zusätzlich Faktor IIa hemmt. Naives Heparin wird aus Darmmukosa von Schweinen gewonnen. Durch chemische oder enzymatische Spaltung und Fraktionierung entstehen die niedermolekularen Heparine wie Dalteparin (wie Fragmin®), Enoxaparin (wie Clexane®, Hepaxane®) und Certoparin (wie Mono-Embolex®). Fondaparinux (wie Arixtra®) ist ein synthetisches Heparin-Analogon. Das Pentasaccharid hemmt selektiv nur Gerinnungsfaktor Xa.
»Niedermolekulare Heparine haben vor allem vor einer Operation, orthopädischen Verletzungen sowie bei Thrombosen bei Tumoren einen gewissen Stellenwert«, sagt Schwald. Ihr Wirkstoffgehalt wird in Internationalen Einheiten (I.E.) angegeben und sie müssen subkutan gespritzt werden. Gefürchtet wird besonders die sogenannte Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ II. Dabei bilden sich Antikörper gegen einen Heparin/Protein-Komplex, wodurch es zur Thrombenbildung gepaart mit einem starken Abfall der Thrombozyten kommt. Diese Nebenwirkung kann lebensbedrohlich verlaufen.
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Viele Patienten kämpfen, wenn sie sich erstmals selbst piksen sollen. Doch die Anwendung ist überraschend leicht – man muss sich also »nur« trauen! Üblicherweise werden niedermolekulare Heparine subkutan in das Fettgewebe seitlich am Bauch oder Oberschenkel gespritzt.
Und so geht’s: Patienten setzen oder legen sich am besten bequem so hin, dass sie die Injektionsstelle sehen. Zur Vorbereitung reinigen sie die Haut etwa mit einem Alkoholtupfer. Liegen diese dem Fertigarzneimittel nicht bei, freuen sich Kunden über diese Zugabe. Wenn die Spritzenlösung klar und ohne Schwebstoffe aussieht, können Patienten die Schutzkappe abnehmen. Ist eine Luftblase in der Spritze? Keine Sorge, das muss sein! Sie dient dazu, den Arzneistoff vollständig zu entleeren. Hängt ein Tropfen an der Nadelspitze? Der wird am besten sanft abgeschüttelt. Denn Wirkstoff im Stichkanal brennt und kann einen unnötig großen Bluterguss an der Einstichstelle hervorrufen. Doch selbst bei perfekter Technik lassen sich diese leider nicht ganz vermeiden.
Dann mit der nicht dominanten Hand eine Hautfalte zwischen Zeigefinger und Daumen bilden, die Spritze wie einen Stift in die andere Hand nehmen, tief durchatmen und beherzt (!) senkrecht im 90°-Winkel in die Hautfalte stechen. Aus Angst stechen viele nur zögerlich zu. Doch je rascher, desto weniger zwickt es. Dann langsam den Kolben herunterdrücken, bis fünf zählen, die Nadel rausziehen und erst jetzt die Hautfalte lösen. Geschafft! Verfügt die Spritze über einen automatischen Nadelschutz, löst sie aus, wenn die komplette Dosis appliziert wurde. Patienten sollten die Seite abwechseln und mindestens fünf Zentimeter Abstand zum Bauchnabel einhalten.
Oral anwendbar sind hingegen die Cumarine Phenprocoumon (Marcumar®) und Warfarin (Coumadin®). Sie inhibieren die Vitamin-K-Epoxidreduktase und erzeugen einen Vitamin-K-Mangel. »Vitamin-K-Antagonisten hemmen so in der Leber die Bildung der aktivierbaren Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X«, erklärt die Klinikapothekerin. »Sie sind indirekte Inhibitoren, da sie die Faktoren nicht direkt blockieren.« Ehe die Wirkung eintritt, müssen zunächst die noch vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht werden. Durch Cumarine stockt auch die Synthese von Protein C und S. Diese wirken gerinnungshemmend, haben mit wenigen Stunden aber eine deutlich kürzere Halbwertszeit als Gerinnungsfaktoren (mehrere Tage). Daher steigt das Thromboserisiko zunächst an und macht bis zum Erreichen der Ziel-INR eine begleitende Heparintherapie erforderlich. Im Notfall kann Vitamin K die Wirkung antagonisieren.
Aber auch Vitamin K-haltige Nahrung, zahlreiche Arzneistoffe und selbst Rauchen beeinflussen die Wirksamkeit. »Die Gerinnungshemmung muss daher regelmäßig mit Hilfe der INR überwacht werden.« Die individuelle Anpassung bietet jedoch auch Vorteile: Selbst stark unter- oder übergewichtige Menschen erhalten so ihre ideale Dosis. Mit CoaguChek® können geschulte Patienten die INR sogar zu Hause bestimmen und sparen sich die Blutabnahme beim Arzt.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.