Brandherde im Darm |
Für den Behandlungserfolg ist die Adhärenz der Patienten entscheidend. Die Therapietreue lässt jedoch gerade in Phasen, wenn die Krankheit inaktiv ist, oft nach. Das Apothekenteam kann darauf hinweisen, dass Tabletten regelmäßig einzunehmen sind, um keinen Rückfall zu riskieren. Hilfreich können auch Erinnerungen an Schutzimpfungen und Vorsorgeuntersuchungen sein. Impfungen schützen CED-Patienten genauso verlässlich wie andere Menschen. Eine CED erhöht auch nicht das Risiko für Impfnebenwirkungen.
Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig, da die Patienten ein erhöhtes Krebsrisiko haben. CED selbst macht anfälliger für Darmkrebs. Dieser ist im Frühstadium gut behandelbar. Regelmäßige Koloskopien zur Darmkrebsvorsorge tragen zur Früherkennung bei. Azathioprin, Ciclosporin, Methotrexat, Sulfasalazin und TNF-alpha-Inhibitoren erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut. Patienten lassen am besten einmal im Jahr ihre Haut von einem Dermatologen untersuchen, um Hautkrebs früh zu erkennen. Bei UV-Exposition nutzen sie ein Mittel mit mindestens Lichtschutzfaktor 50.
Viele Patienten wünschen sich Tipps zur Lebensführung, um mit ihrer CED besser umgehen zu können. Rauchen kann bei MC-Patienten die Anzahl der Schübe erhöhen. Ihnen ist eine Nikotinabstinenz nahezulegen. Anders verhält es sich bei Colitis ulcerosa. Hier kann ein Rauchverzicht sogar Krankheitsschübe begünstigen. Achtsamkeits- und Entspannungsübungen sowie Yoga können helfen, im Alltag besser mit Stress umzugehen. Das kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.
Es gibt keine allgemein empfehlenswerte (Eliminations-)Diät für alle Patienten mit CED. Vielmehr sollte jeder Betroffene so essen, dass er seinen Nährstoffbedarf deckt und den Krankheitsverlauf nicht negativ beeinflusst. Liegen Unverträglichkeiten etwa gegen Lactose, die sogenannten FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole) oder Gluten vor, reduzieren oder meiden Patienten die Aufnahme. Wenn bestimmte Gewürze, frittierte oder ballaststoffreiche Produkte schlecht vertragen werden, berücksichtigen Betroffene das bei der Wahl ihrer Speisen ebenfalls.
Es ist wichtig für CED-Patienten, mit ihrer Krankheit leben zu lernen, da sie diese meist nicht mehr loswerden. Dabei kann es helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Foren im Internet und Selbsthilfeinitiativen vor Ort ermöglichen es, sich gegenseitig zu unterstützen.
In einem Cochrane Review aus 2023 untersuchten Autoren, ob ein fäkaler Mikrobiom-Transfer (FMT) bei CED wirksam ist. Bei einer solchen Stuhltransplantation wird der Darminhalt eines gesunden Spenders in den Darm eines erkrankten Menschen übertragen. Dadurch soll die Dysbiose beseitigt werden, sodass sich wieder ein gesundes Mikrobiom einstellen kann. Bei Patienten mit Colitis ulcerosa könnte dem Review zufolge der FMT helfen, eine klinische Remission einzuleiten. Allerdings war die Evidenz eher schwach. Ob der FMT eine längerfristige beschwerdefreie Phase bewirken kann, blieb offen. Fragen zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen und wie sich die Stuhltransplantation auf die Lebensqualität auswirkt, ließen sich auf der Datenbasis ebenfalls nicht beantworten. Noch schlechter stellt sich die Studienlage bei Morbus Crohn dar. Die Autoren fanden nur eine einzige kleine Studie zu CED und FMT.
Insgesamt besteht noch reichlich Forschungsbedarf im Bereich Mikrobiota-Transplantation. In Deutschland findet das Verfahren derzeit nur im Rahmen von individuellen Heilversuchen statt. Dabei wird der Spenderstuhl Patienten über eine Koloskopie, eine nasogastrale oder nasoduodenale Sonde, einen Einlauf oder eine Kapsel verabreicht. Vor dem Transfer wird sichergestellt, dass der Stuhl frei von Infektionserregern ist.