Brustkrebs behandeln – diese Therapien gibt es |
Ist die Frau bei der Brustkrebsdiagnose bereits in der Postmenopause, erfolgt die endokrine Therapie meist mit einem Aromatasehemmer. Diese Wirkstoffe unterbinden die Östrogenproduktion vor allem im Fettgewebe und in der nahen Umgebung von rezeptorpositiven Tumoren, im Eierstock hingegen kaum. Vor der Menopause dürfen Aromatasehemmer deshalb nur in Kombination mit GnRH-Analoga oder nach einer Ovarentfernung eingesetzt werden. Steroidale Aromatasehemmer wie Exemestan blockieren das Enzym Aromatase dauerhaft, nicht steroidale wie Letrozol und Anastrozol hemmen es dagegen reversibel. Hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Rezidivrisiko und das Überleben unterscheiden sie sich jedoch praktisch nicht.
Aromatasehemmer gelten als relativ gut verträglich. Wechseljahresbeschwerden treten seltener als unter Tamoxifen auf. Einige Patientinnen berichten über Muskel- oder Gelenkschmerzen und Erschöpfung. Durch den Östrogenentzug steigt zudem die Gefahr von Osteoporose und dadurch bedingten Knochenbrüchen. Die meisten Mediziner empfehlen deshalb, Vitamin D und Calcium einzunehmen und in regelmäßigen Abständen eine Knochendichtemessung durchführen zu lassen.
Manchmal setzen Onkologen bei hormonsensitiven Tumoren im Frühstadium noch vor der Operation eine drei- bis vierwöchige Antihormontherapie an. So lässt sich abschätzen, wie gut die Erkrankung darauf anspricht. Bei einem geringen Rezidivrisiko kann die Frau dann unter Umständen auf eine Chemotherapie verzichten. Weitere Informationen über das individuelle Risiko und den Nutzen einer zusätzlichen Chemotherapie liefert bei Bedarf ein kommerzieller Multigentest (zum Beispiel Oncotype DX®). Er bestimmt die Aktivität mehrerer krebsrelevanter Gene in einer Gewebeprobe.
Als größter Fortschritt der letzten Jahrzehnte gilt die zielgerichtete Therapie, auch »Targeted Therapy« oder personalisierte Therapie genannt. Sie richtet sich gegen spezifische, individuell unterschiedlich vorhandene Strukturen der Tumorzellen. Dazu gehören monoklonale Antikörper gegen bestimmte Eiweißstoffe auf der Oberfläche der Krebszellen, etwa gegen den Rezeptor HER2 für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor (Trastuzumab und Pertuzumab).
Andere blockieren Signalwege im Inneren der Zellen, beispielsweise der mTOR-Hemmer Everolimus, der Tyrosinkinase-Hemmer Neratinib und der CDK4/6-Hemmer Abemaciclib. Checkpoint-Inhibitoren wie Atezolizumab und Pembrolizumab schalten bestimmte Kontrollstellen aus, die die Tumorzellen vor dem Angriff des Immunsystems schützen.
Viele dieser Arzneimittel sind allerdings sehr teuer und nur für fortgeschrittenen oder metastasierten Brustkrebs zugelassen. Damit der Arzt sie verordnen kann, muss er zunächst nachweisen, dass die jeweiligen Zielstrukturen im Tumor und unter Umständen zusätzlich bestimmte Genmutationen vorliegen. Deshalb kommen die zielgerichteten neuen Medikamente bisher nur für einen kleinen Teil der Brustkrebspatientinnen in Frage.