Keine Integration der Fette in die Hautbarriere ist dagegen möglich, wenn die Zubereitungen Mineralöl-Komponenten enthalten – allen voran Paraffinöl (INCI: Paraffinum liquidum), Hartparaffin (INCI: Paraffin) und Vaseline (INCI: Petrolatum). Sie sind als gesättigte Kohlenwasserstoffe die bekanntesten Vertreter in der Kosmetik, die durch Raffinierung, Extraktion und Hydrierung von Erdöl gewonnen werden. Auch wenn die Begriffe Cera microcristallina, Microcristallina wax, Ceresin, Mineral oil oder Ozokerit in der Inhaltsstoffliste auftauchen, enthält das Kosmetikum Mineralöle.
Ihre Verwendung ist umstritten, da man ihnen nachsagt, durch ihre wachsartige Konsistenz die Haut mit einem Film abzudecken und den transepidermalen Wasserverlust zu behindern. Von einer Integration in den Hydrolipidmantel wie bei den Pflanzenölen kann also keine Rede sein.
Doch auch bei den Pflanzenölen liegt die Tücke im Detail, nicht jedes ist automatisch ideal für unsere Haut. Professorin Dr. Michaela Axt-Gadermann, Dermatologin und Ernährungswissenschaftlerin an der Hochschule Coburg, hat mit ihrem Arbeitskreis nachweisen können, dass manche Pflanzenöle die Hautbarriere nachhaltig schädigen. »Jojoba- und Kokosöl stärken sie, weil sie in der Lage sind, sich in die Barriere zu integrieren. Vom allseits beliebten Olivenöl weiß man dagegen aus Studien mit Babys und Kleinkindern, dass es den Aufbau der Hautbarriere gar stören kann«, sagte sie im Gespräch mit PTA-Forum.
Eine andere Möglichkeit, die Barrierefunktion der Haut zu stärken, ist der Einsatz von Mikrobiom-Kosmetika. Denn ein intaktes Hautmikrobiom ist nicht unwesentlich daran beteiligt, die Ceramidbildung anzuregen und lange auf hohem Level zu halten. So ließ sich in Studien die Hautbarriere durch die Zugabe etwa von Lactobacillus casein, L. gasseri, Bifidobacterium animalis subsp. lactis oder B. longum (Omnibiotic® Skin) wieder regenerieren.
Laut der S3-Leitlinie zu Neurodermitis sind Probiotika, Bakterienlysate und -fermente, aber auch Flavonoide wie Licochalcon A oder Haferextrakt als »Emollienzien plus« zu verstehen. Diese Basistherapeutika werden von den Leitlinienautoren zwar als »wirkstofffreie Vehikel« bezeichnet, die dennoch ihre Wirksamkeit bei atopischer Dermatitis unter Beweis gestellt haben. Entsprechende Formulierungen sind meist als Dermokosmetika oder Medizinprodukte auf dem Markt und nicht als Arzneimittel (wie Aveeno®, Dermasence® Vitop forte, Exomega® Control von A-Derma, Lipikar® Syndet AP+ Reinigungs-Cremegel, Xeracalm® A.D Rückfettender Balsam).
Apropos Bakterien: Konservierungsmittel wirken nicht nur gegen die unerwünschten Mikroorganismen im Pflegeprodukt, sondern sie richten sich auch gegen das Hautmikrobiom und schädigen somit die schützende Hautbarriere, berichtete Hautexpertin Axt-Gadermann von eigenen Studienergebnissen. Sie rät deshalb, entweder »Microbiome-friendly«-zertifizierte Zubereitungen oder Formulierungen auf Ölbasis zu benutzen. Letztere benötigen keine Konservierungsmittel.