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Erkrankungsrisiko

Der Einfluss der Blutgruppe auf Covid-19

Träger von Blutgruppe A haben womöglich eine 1,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Covid-19-Verlauf als Träger der Blutgruppe 0. Ähnliche Zusammenhänge zwischen Blutgruppe und Erkrankungsrisiko kennen Ärzte auch von anderen Krankheiten. Viele Fragen sind aber noch offen.
Nicole Schuster
02.07.2020  12:00 Uhr

Bei Blutgruppen-Antigenen handelt es sich um spezifische glykolysierte Oberflächenstrukturen auf den Erythrozyten. Zu unterscheiden sind verschiedene Blutgruppen-Systeme, besonders bekannt sind das ABO-System und der Rhesus-Faktor, der für Schwangere bedeutsam ist.

Welche Blutgruppe ein Mensch hat, ist erblich bedingt. Dabei sind für das AB0-System die Allele für die Faktoren A und B dominant gegenüber dem Allel für den Blutgruppenfaktor 0. Untereinander verhalten sich A und B kodominant, sind also gleichwertig. Eine Person, die ein Allel für Blutgruppenfaktor A und eins für B hat, prägt die Blutgruppe AB aus. Bei einem Genotyp von AA oder A0 ergibt sich die Blutgruppe A und bei BB oder B0 die Blutgruppe B. Für Blutgruppe 0 ist ein Genotyp von 00 erforderlich. In Deutschland sind 43 Prozent der Menschen Träger der Blutgruppe A, 41 Prozent haben Blutgruppe 0, 11 Prozent Blutgruppe B und 5 Prozent Blutgruppe AB.

Wichtig ist die Blutgruppe in der Transfusionsmedizin. Geben Ärzte einem Patienten eine ungeeignete Blutgruppe, verbinden sich Antigene auf den roten Blutkörperchen mit den Antikörpern im Blutplasma und das Blut verklumpt (Agglutination).

Die Blutgruppen des AB0-Systems sind aber nicht nur im klinischen Alltag von Bedeutung, sie werden auch mit bestimmten Erkrankungsrisiken assoziiert.

Blutgruppe beeinflusst Risiko

Bakterien und Viren tragen oft ähnliche Strukturen auf ihrer Oberfläche wie die Erythrozyten mit ihren Blutgruppen-Antigenen. Von der Ähnlichkeit der Strukturen könnte abhängen, ob eine Immunreaktion auf einen Erreger stärker oder schwächer ausfällt.

»Seit langem ist bekannt, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 weniger anfällig für Malaria sind. Erkrankte haben auch weniger schwere Krankheitsverläufe und geringere thromboembolische Komplikationen«, so Professor Dr. Renate Heinz, Fachärztin für Innere Medizin, Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin sowie Humangenetik vom Institut für Innere Medizin am Universitätsklinikum Wien gegenüber PTA-Forum. Warum das so ist, könnte sich mit der sogenannten Rosettenbildung erklären lassen, die der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum auslöst. Dabei haften sich befallene Erythrozyten an andere befallene und nicht befallene rote Blutkörperchen an. Die entstandenen Rosetten verkleben mit dem Endothel und verstopfen die Gefäße. Gefährliche Komplikationen sind die Folge. Bei Menschen mit Blutgruppe 0 tritt die Rosettenbildung in viel geringerem Maß auf als bei Trägern anderer Blutgruppen. Komplikationen und schwere Verläufe beobachten Ärzte daher seltener. »In Malariagebieten ist Blutgruppe O ein Überlebensvorteil«, sagt die Expertin. »Dies erklärt auch die ungleiche weltweite Blutgruppen-Verteilung.« Wissenschaftler vermuten dahinter einen »Selektionsdruck«, ausgeübt durch Bakterien und Viren beziehungsweise in diesem Fall durch Plasmodien. Im Laufe der Evolution überlebten vermehrt Träger der Blutgruppe, die einen besseren Schutz gegen eine Seuche bot, und vererbten das Merkmal weiter. In dieses Bild passt auch, dass Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB wahrscheinlich besser gegen die Pest gewappnet sind. Ähnlich ist die Situation bei Cholera, wie die Expertin erklärt: »Infektionen mit den Stämmen des Choleraerregers Vibrio cholerae O1 El Tor und O139 verlaufen bei Menschen mit dem Blutgruppen-Phänotyp 0 schwerer. Die niedrige Prävalenz der Blutgruppe 0 und die hohe Prävalenz der Blutgruppe B im Gangesdelta in Bangladesch wird durch den Selektionsdruck der dort endemischen Cholera erklärt.«

Auch bei Infektionen mit E. coli scheint die Blutgruppe 0 von Nachteil zu sein. Die Träger sind anfälliger, zudem gibt es Hinweise auf einen schwereren Verlauf.

Mit Ausnahme von der Malaria ist die genaue Assoziation zwischen Blutgruppe und Erkrankungsverlauf aber nicht immer ausreichend untersucht beziehungsweise durch Daten belegt.

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