Diabetes-Therapie mit Technik |
Eine Insulinpumpe gibt kontinuierlich eine vorher festgelegte Basalmenge an Insulin ab. Zu den Mahlzeiten gibt der Mensch ein, wie viel Insulin hinzukommen soll, um die Kohlenhydrate aus dem Essen in die Zellen zu schleusen. / Foto: Getty Images/AzmanJaka
Künstliche Pankreassysteme bedeuten einen enormen Fortschritt in der Therapie des Diabetes. Allerdings bringen sie weder eine Heilung noch entlassen sie die betroffenen Diabetiker aus deren Verantwortung für eine gute Stoffwechseleinstellung ihrer Krankheit. Anstelle des Marketing-Begriffs »künstlicher Pankreas« für derlei Systeme spricht man besser von »Automatisierten Insulin-Dosierungs-Systemen«, kurz AID-Systemen. Das ist der offizielle Terminus der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) für die zugelassenen kommerziellen Medizinprodukte. Sie werden außen am Körper getragen und ähneln klassischen Insulinpumpen. Der ebenfalls kursierende Begriff Closed-Loop-Systeme beschreibt die drei wesentlichen Komponenten, nämlich eine Insulinpumpe, ein System zur kontinuierlichen Blutzuckermessung (CGM-System) und einen Algorithmus zur Steuerung.
Insulinpumpen geben kontinuierlich Insulin ins Unterhautfettgewebe ab. Die meisten Geräte verfügen über eine Schnittstelle zu CGM-Geräten, wobei CGM für »Continuous Glucose Monitoring« (Deutsch: kontinuierliche Glucosemessung) steht. Das CGM-System besteht aus einem Sensor mitsamt Sender, der auf die Haut geklebt wird. Den fadenförmigen Sensor »schießen« Patienten über eine spezielle Einstechhilfe am Oberarm in das Unterhautfettgewebe. Der Sensor ist mit einem Empfangsgerät verbunden. Es speichert die Daten und kann sie auf einem Bildschirm anzeigen. Das Gerät überwacht den Blutzuckerspiegel rund um die Uhr und kann bei zu hohen oder zu niedrigen Werten Alarm geben. Wenn der Blutzuckerwert eine bestimmte Schwelle unterschreitet, sollte beispielsweise die Insulinzufuhr gestoppt werden, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.
Herzstück der Closed-Loop-Systeme ist eine Steuerungssoftware. Dabei handelt es sich bei von Patienten selbst zusammengestellten »Do-it-yourself-Geräten« in der Regel um Open-Source-Algorithmen. Die selbst konstruierten Systeme wenden die Nutzer auf eigene Verantwortung an, da diese nicht offiziell zugelassen sind. Daraus ergeben sich Konsequenzen für den medizin-, straf- und zivilrechtlichen Umgang.