Diabetes-Therapie mit Technik |
Die kommerziell erhältlichen AID-Systeme werden ebenfalls durch einen Algorithmus gesteuert, diesen haben die Hersteller allerdings verschiedenen Sicherheitstests unterziehen müssen, um eine Zulassung zu bekommen. Der Algorithmus kann in die Insulinpumpe, ein separates Handgerät oder eine Smartphone-App integriert sein und unterscheidet die modernen Systeme von den herkömmlichen Insulinpumpen.
»In den fortschrittlichsten Geräten auf dem Markt setzen die Hersteller keine klassischen Algorithmen mehr ein, sondern eine künstliche Intelligenz, also eine Technologie, die basierend auf den Werten der letzten Tage ständig dazulernen kann«, sagt Professor Dr. med. Olga Kordonouri, ärztliche Direktorin des Kinder- und Jugendkrankenhauses »Auf der Bult« in Hannover im Gespräch mit PTA-Forum. Ziel ist es, Insulin so zuzuführen, dass es der physiologischen Insulinausschüttung bei sich verändernden Glucosewerten möglichst nahekommt. Dabei gilt in der Regel, dass sich die Glucosewerte im Blut 70 Prozent der Zeit im Bereich von 70 bis 180 mg/dl beziehungsweise 3,9 bis 10 mmol/l bewegen sollen. Der Prozentsatz der gesamten Zeit, in der der Blutzuckerspiegel im Zielbereich liegt, wird als Time in Range (TiR) bezeichnet. Die Glucosewerte sollten nur für maximal 4 Prozent des Tages unter 70 mg/dl fallen. Der HbA1c-Wert liegt bestenfalls unter 7 Prozent und schwere Hypoglykämien und Ketoazidosen werden vermieden.
»Grundsätzlich sind AID-Systeme für alle Patienten mit Typ-1-Diabetes geeignet«, berichtet die Expertin vom Diabetes Zentrum Auf der Bult. Sie empfiehlt die Systeme besonders im Kinder- und Jugendbereich. Auch die Eltern können dadurch Erleichterung erfahren. Wenn beispielsweise Zielwerte über Nacht eingehalten werden, wirkt sich das positiv auf die Schlafqualität der Kinder und der Eltern aus.
Bedingter geeignet können die Geräte für Senioren sein, die bereits unter einigen Einschränkungen leiden und ihre Therapiegewohnheiten ungern aufgeben möchten. »Ältere Menschen mit Diabetes, die es bereits seit Jahren gewohnt sind, Insulin zu spritzen, stehen der neuen Technik bisweilen etwas misstrauisch gegenüber«, erklärt die Chefärztin. »Diesen Patienten versuchen wir in einfühlsamen Gesprächen die Ängste und Vorbehalte zu nehmen.«
Den Nutzen von AID-Systemen belegen mittlerweile zahlreiche Studien und Metaanalysen. Ein Problem ist allerdings noch die eingeschränkte Vergleichbarkeit, da in den einzelnen Studien zum Teil recht heterogene Systeme getestet wurden.