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Muskeldysmorphie

Die Sucht nach immer mehr Muskeln

Bei einer Muskeldysmorphie haben Sportler ein gestörtes Verhältnis zur eigenen Muskulatur. Sie neigen zu Essstörungen, exzessivem Training und Substanzmissbrauch. Die Erkrankung ist schwer zu behandeln.
AutorKontaktNicole Schuster
Datum 09.06.2023  08:30 Uhr

Bodybuilding ist gesellschaftsfähig geworden. Männer aus allen Gesellschaftsschichten wollen möglichst »breit« werden. »Strong, not skinny« ist das Motto vieler Frauen, die mit Sport ihren Körper formen und stählern wollen. Doch je fitter manche Menschen objektiv aussehen, desto weniger zufrieden sind sie mit sich selbst. Daraus kann sich eine Muskelsucht entwickeln.

Bei der »Muskelsucht« (Muskeldysmorphie) kann die eigene Muskelmasse nie mit den persönlichen Idealvorstellungen mithalten. Es handelt sich dabei um eine weitgehend unerforschte Körperwahrnehmungsstörung, die als muskeldysmorphe Störung bezeichnet wird. Dysmorphie kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Missgestalt« oder »Hässlichkeit«. Die teilweise ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Bigorexie ist ein Kofferwort aus dem Englischen »big/bigger« und dem Griechischen »rexie« für Appetit. Die Bezeichnung »Adonis-Komplex« ist ein weiteres Synonym für das Störungsbild. Als Krankheit ist das Phänomen recht jung und wurde erstmals in den 90er-Jahren in einer Studie über Bodybuilder beschrieben.

Die Muskeldysmorphie erhielt 2013 Einzug in die fünfte Auflage des Diagnostischen und Statistischen Handbuchs Psychischer Störungen (DSM-5). Dort findet man sie als Variante der körperdysmorphen Störung unter den Zwangsspektrumsstörungen. ICD-10 beschrieb hingegen körperdysmorphe Störungen als somatoforme Störungen ohne Wahn oder als anhaltende wahnhafte Störung. Die aktuelle Version 11 des ICD klassifiziert die Muskelsucht ebenso wie DSM-5 als Form der Zwangsstörung. Es wird darauf hingewiesen, dass in der Regel Männer betroffen seien und diese ein erhöhtes Risiko für Komplikationen hätten, die eine ärztliche Behandlung erforderten. Mögliche Komplikationen seien Muskelrisse, Zerrungen oder Nebenwirkungen einer Steroideinnahme.

Ursachen noch unklar

Eine Muskeldysmorphie manifestiert sich meistens im jungen Erwachsenenalter. Wie viele Menschen genau betroffen sind, ist unklar. Die Ursachen sind ebenfalls noch nicht ausreichend erforscht. Betroffene üben in der Regel Bodybuilding oder Gewichtheben aus. Daraus kann aber nicht zwangsläufig geschlussfolgert werden, dass diese Sportarten eine Muskeldysmorphie verursachen. Eher ist es so, dass sich bevorzugt Menschen zu diesen Sportarten hingezogen fühlen, die bereits anfällig für ein gestörtes Verhältnis zu ihrer Muskulatur sind. Muskeldysmorphie tritt häufig zusammen mit Angstzuständen und Depressionen auf. Bei manchen Patienten kann sie eine Reaktion auf körperliche oder psychische Misshandlungen sein. Die vielen Muskeln sollen dann dazu dienen, sich besser verteidigen und schützen zu können.

Jugendliche und junge Männer, die mit der Wahrnehmungsstörung zu kämpfen haben, berichten häufig über ein geringes Selbstwertgefühl. Einige von ihnen waren in ihrer Kindheit unter- oder übergewichtig und wurden gemobbt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Muskeldysmorphie – ähnlich wie Essstörungen – durch soziokulturelle Einflüsse gefördert werden könnte. So scheint beispielsweise das von den Medien vermittelte ideale männliche Körperbild im Laufe der Jahre immer muskulöser geworden zu sein. Filmhelden der 1940er- und 1950er-Jahre waren nicht annähernd so muskulös wie viele der heutigen Action-Stars. Hinzu kommen die sozialen Medien, die zu einem Körperkult und zu ständigen Vergleichen verleiten.

Es gibt weitere Überschneidungen und Ähnlichkeiten mit Essstörungen. Menschen mit Anorexia nervosa und mit Muskeldysmorphien verbindet ein hohes Maß an Körperunzufriedenheit. In beiden Störungen spiegeln sich klassische kulturelle Körperideale. Männer können demnach nie muskulös und Frauen nie dünn genug sein. Zwanghafte Sport- beziehungsweise Diätgewohnheiten prägen den Alltag der Patienten. Auf psychologischer Ebene finden sich Gemeinsamkeiten wie ein geringes Selbstwertgefühl und Perfektionismus. Da sich die Krankheiten einerseits ähneln, dann aber wieder gegensätzlich sind, wurde vorgeschlagen, die Muskelsucht als »reverse anorexia nervosa« zu bezeichnen.

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