Diphtherie-Impfung – an Auffrischung denken |
Wenn man als Kind nicht geimpft wurde, kann man die Grundimmunisierung nachholen. Ansonsten gilt, alle zehn Jahre auffrischen. / © Adobe Stock/candy1812
Ein Junge, der an Diphtherie erkrankt war, ist nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in Berlin gestorben. Zuvor berichtete der »Tagesspiegel« darüber. Das Kind aus dem Havelland in Brandenburg war nach früheren Angaben des Brandenburger Gesundheitsministeriums nicht geimpft.
Das damals zehn Jahre alte Schulkind war im September wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Potsdam gekommen. Später wurde Diphtherie diagnostiziert. Aufgrund des Gesundheitszustandes war das Kind in eine Berliner Klinik verlegt und dort invasiv beatmet worden. Auch monatelange Behandlungen in Kliniken konnten dem Jungen nicht helfen.
Durch Kontaktnachverfolgung des Gesundheitsamts war bei einem weiteren Menschen aus dem familiären Umkreis des Kindes Diphtherie festgestellt worden. Aufgrund eines Impfschutzes habe die Person allerdings nur einen leichten Erkrankungsverlauf gehabt, teilte der Landkreis Havelland damals mit.
»Viele denken, dass die Ärzte diese Krankheiten heutzutage schon behandeln können. Aber so ist es in vielen Fällen eben nicht«, sagte der Leiter der Kinder-Notfallmedizin des Klinikums Westbrandenburg, Bernhard Kosak, der »Märkischen Allgemeinen« im Herbst. »Das stimmt nicht für Meningokokken, nicht für Pneumokokken, nicht für Masern, Mumps, Röteln, nicht für Diphtherie und Tetanus. Die kann ich eben nicht oder nur bedingt behandeln – ein hohes Risiko für Folgeschäden bleibt.«
Einst war die Diphtherie dagegen als »Würgeengel der Kinder« bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 2024 gab es dem RKI zufolge in Deutschland 51 bestätigte Erkrankungen, 2025 bislang 2.
Diphtherie-Todesfälle sind in Deutschland nach RKI-Angaben sehr selten. 2023 wurde dem RKI ein Todesfall aufgrund einer Hautdiphtherie bei einer erwachsenen Person übermittelt. 2024 war es bislang ein Todesfall aufgrund einer respiratorischen Diphtherie bei einem Erwachsenen.
Dass die Krankheit so selten auftritt, hat damit zu tun, dass der Großteil der Menschen dagegen geimpft ist. Die Impfung bietet laut RKI einen zuverlässigen Schutz gegen die Symptome der Diphtherie, nicht aber vor der Infektion mit dem Erreger. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät allen Menschen zur Diphtherieimpfung.
»Die Durchimpfungsrate ist sehr gut«, sagte Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, bereits vor einiger Zeit der dpa. Deswegen sei die Gefahr, dass es nach einem Fall einen Ausbruch gebe, in Deutschland nicht so hoch.
Angesichts des aktuellen Todesfalls informiert die ABDA über die Bereithaltung von Diphtherie-Antitoxin-Präparaten. Sie lagern in den Notfalldepots der Landesapothekerkammern. Jede öffentliche Apotheke und Krankenhausapotheke kann bei Bedarf auf die Arzneimittel in diesen Depots zurückgreifen. »Die Beschaffung dieser speziellen und sehr selten benötigten Antidota wurde in den letzten Jahren zunehmend schwieriger, da sie innerhalb Europas häufig nicht mehr produziert werden«, informiert die ABDA.
Im Falle von Diphtherie-Antitoxin stünden indische Präparate und aktuell ein Präparat aus Brasilien zur Verfügung, die importiert werden müssen. Die Notfalldepots bevorraten sich entsprechend der Verfügbarkeit. »Da es in der Vergangenheit immer mal wieder lokal begrenzt zu einer größeren Zahl von Erkrankungsfällen kam, beispielsweise unter ungeimpften Geflüchteten, stieg der Bedarf an Diphtherie-Antitoxin«, so Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Bundesapothekerkammer. »Durch die Nachbestellung auf dem Importweg bedarf es einer gewissen Zeit, entnommene Vorräte in den Depots wieder aufzufüllen. Wir sind dazu mit dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Bundesgesundheitsministerium im regelmäßigen Austausch. Uns ist nicht bekannt, dass benötigtes Diphtherie-Antitoxin bei akutem Bedarf nicht zur Verfügung gestellt werden konnte.« Die Dosierung hänge vom Patienten und der Schwere der Erkrankung ab.