Epilepsien bei Kindern verstehen |
Eine Besonderheit im Kindesalter ist die sogenannte selbstlimitierende Epilepsie. Die Anfälle beginnen meist im Alter von drei bis acht Jahren und enden spontan, meist während der Pubertät. Es sind relativ leichte und gut behandelbare Erkrankungen, die meist keine langfristigen Probleme verursachen. Viele Kinder, die an einer solchen Epilepsieform leiden, haben nur zwei bis drei Anfälle im ganzen Leben und benötigen keine medikamentöse Behandlung. Die zweithäufigsten Epilepsieformen bei Kindern sind solche mit Absencen. Das sind wenige Sekunden andauernde Störungen des Bewusstseins, Gleichgewicht und Atmung bleiben während des Anfalls stabil, das Kind fällt nicht um. In der Regel lassen sich diese laut Brandl ebenfalls sehr gut behandeln.
Selbstlimitierende Epilepsien und Absence-Epilepsien machen zusammen etwa die Hälfte aller Epilepsiefälle bei Kindern aus. Die gute Prognose dieser Erkrankungen liegt daran, dass sich das Gehirn im Laufe der Kindheit und des Jugendalters ständig weiterentwickelt und die Bedingungen, die zu den Anfällen führen, nur in bestimmten Entwicklungsstadien auftreten. Bei neu im Jugend- oder im Erwachsenenalter auftretenden Epilepsien sind die Chancen auf eine Ausheilung der Epilepsie eher gering, hier muss oft lebenslang behandelt werden.
»Erleben Eltern zum ersten Mal einen epileptischen Anfall ihres Kindes und zeigt sich dieser als generalisierter Krampfanfall, dann ist es wichtig, dass das Kind unmittelbar in einer Klinik gründlich mit MRT, EEG und auch sein Blut untersucht wird, um die genaue Ursache abzuklären«, sagt Brandl. Lautet die Diagnose Epilepsie und treten wiederholt Anfälle auf, sollte anschließend ein Neuropädiater in einer spezialisierten Epilepsie-Ambulanz das Kind untersuchen – für die bestmögliche Therapie und Prognose hinsichtlich Krankheitsverlauf und Hirnentwicklung. Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie listet auf ihrer Website entsprechende Adressen auf. Brandl beruhigt: »Normalerweise verpasst man nichts, wenn die Epilepsie nicht sofort behandelt wird, etwa weil man den Facharzttermin nicht zeitnah erhält. Entscheidend ist langfristig die richtige Therapie.«