Essen als Balsam für die Haut |
Eine ausgewogene Ernährung wappnet den Körper gegen Infekte, welche Neurodermitis-Schübe häufig begünstigen. Reichlich verträgliches Gemüse und Obst bringt entzündungshemmende Antioxidanzien auf den Teller, deren Wirkung durch gesunde Omega-3-reiche Öle wie Lein-, Oliven- oder Rapsöl unterstützt wird.
Die Zufuhr von Gamma-Linolensäure, einer Omega-6-Fettsäure aus Nachtkerzen- oder Borretschöl, konnte in Studien allerdings keinen positiven Effekt auf den Hautzustand zeigen. Linolsäure aus Sonnenblumen- oder Maiskeimöl kann Entzündungen sogar fördern; in Untersuchungen verschlechterten sich atopische Ekzeme sogar. Empfehlenswert sind dagegen fermentierte Milchprodukte. Sie wirken probiotisch und stabilisieren das Darmmikrobiom. Selbst hergestellter Joghurt punktet mit besonders vielen Milchsäurebakterien und niedrigem Lactosegehalt – aber Vorsicht: zunächst individuelle Verträglichkeit testen. Auch interessant: Präbiotika wie Inulin aus Chicoreé, Topinambur oder Schwarzwurzel sind besondere Ballaststoffe, die vorwiegend Wachstum und Aktivität nützlicher Bakterien im Dickdarm fördern.
Die Artenvielfalt des Mikrobioms spielt eine tragende Rolle, denn der Darm als unser größtes immunologisches Organ entscheidet darüber, ob eigentlich harmlose Lebensmittel als solche erkannt oder aber zu Allergien führen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien bei Neurodermitis-Patienten von der Flora bei Menschen ohne atopisches Ekzem abweicht. Ein wichtiger Hinweis für werdende Mütter: Säuglingen verhilft eine vaginale Geburt und Muttermilchnahrung dazu, eine gesunde Mikrobiota zu entwickeln.
Um einer Neurodermitis beim Nachwuchs vorzubeugen, können Mütter noch mehr Gutes tun: Während Schwangerschaft und Stillzeit sollten sie sich gesund und ausgewogen ernähren, dabei aber nur verzichten, auf was sie selbst allergisch reagieren. Das Meiden bestimmter Lebensmittel bringt dem Ungeborenen keine Vorteile, birgt jedoch das Risiko einer Frühgeburt oder eines niedrigen Geburtsgewichtes.
Es gibt Hinweise, dass eine mediterrane Ernährung in der Schwangerschaft mit Gemüse, Früchten und langkettigen Omega-3-Fettsäuren aus fettreichem Seefisch wie Wildlachs, Hering, Makrele oder Sardine präventiv wirkt. Studienergebnisse geben auch erste Hinweise darauf, dass eine Probiotikagabe in der Schwangerschaft das Neurodermitisrisiko des Ungeborenen senken könnte.
In den ersten vier Lebensmonaten sollte möglichst jeder Säugling ausschließlich gestillt werden, besonders aber diejenigen, deren Eltern oder Geschwister bereits Atopiker sind. Sofern Stillen nicht möglich ist, rät das Forschungsdepartment Kinderernährung der Universitätsklinik Bochum (FKE) für diese Babys zu hypoallergener Säuglingsnahrung, sogenannter HA-Nahrung. Die darin enthaltenen Eiweiße sind aufgespalten und lösen daher seltener Allergien aus. Für den äußerst seltenen Fall, dass über die Muttermilch aufgenommene Allergene eine atopische Dermatitis beim Nachwuchs auslösen, kann der Kinderarzt zu Spezialnahrung raten.
Der Ernährungsfahrplan des FKE für das erste Lebensjahr sieht den Start der Beikost ab dem fünften Lebensmonat bis spätestens zu Beginn des siebten Lebensmonats vor, je nach Reife und Interesse des Kindes. Von der Empfehlung bei allergiegefährdeten Babys mit Beikost bis nach dem sechsten Monat zu warten, ist man in den vergangenen Jahren abgerückt: Ein frühes Training macht das Immunsystem widerstandsfähiger gegenüber Fremdstoffen. Auch auf möglicherweise allergene Nahrungsmittel wie Milch oder Fisch sollte nicht vorsorglich verzichtet werden.
Forscher vermuten auch, dass die Zufuhr kleiner Menge Gluten nach dem vierten Lebensmonat die Toleranz dafür steigert. Unter Berücksichtigung der FKE-Vorgaben sollten Babys im zweiten Lebenshalbjahr also insgesamt vielfältig, ausgewogen und ohne Einschränkungen ernährt werden. Im Beikostalter weiterhin zu stillen, verbessert dabei die Verträglichkeit der Lebensmittel.