Frühe Therapie bei Rheumatoider Arthritis entscheidend |
Isabel Weinert |
31.05.2019 16:30 Uhr |
Noch heute gleicht der Weg bis zur Diagnose RA häufig einem Puzzlespiel für den Arzt, in diesem Fall den Rheumatologen. Er befragt den Patienten und zieht daraus erste Schlüsse. Dann untersucht er ihn eingehend, denn überall kann es Hinweise auf die Erkrankung geben. Röntgen von Händen oder Füßen, Wirbelsäule oder Becken bringt weitere Anhaltspunkte. Manchmal lassen sich Gelenke und Muskeln auch besser durch eine Ultraschalluntersuchung, die sogenannte Arthrosonografie untersuchen. Im Labor wird das Blut kontrolliert: Liegt eine Entzündung im Körper vor, bestehen Veränderungen des Blutbildes, oder weisen Laborwerte auf die Beteiligung innerer Organe hin - wie es bei Rheumatoider Arthritis möglich ist? Je nach Art der vermuteten Erkrankung werden weitere technische Untersuchungen erforderlich.
Schmerz, Schwellung und Überwärmung kennzeichnen die Entzündung bei einer RA. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Arzneimittel gegen eine RA greifen in unterschiedliche Vorgänge im Organismus ein. Sie unterscheiden sich in der Dauer bis zum Wirkungseintritt, in der Einsatzdauer, in ihrer Effektivität im Kampf gegen die Ursachen der Erkrankung und in ihren Nebenwirkungen. Sie können das Fortschreiten der RA deutlich verlangsamen oder sogar vollständig zum Stillstand bringen.
Damit das gelingen kann, muss eine Therapie so früh wie möglich eingeleitet werden, das heißt, spätestens drei Monate nachdem die Krankheit ausgebrochen ist. Leider gelingt das bei Weitem nicht immer. Lange Wartezeiten bis zu einem Termin beim Rheumatologen sind häufig, und vorab muss ein Arzt auch erst einmal an eine RA denken, um den Patienten an den Facharzt zu verweisen. Berichtet ein Kunde über Beschwerden, die an eine RA denken lassen, können PTA mit dem Rat, einen Rheumatologen aufzusuchen, entscheidend an einem frühen Therapiestart mitwirken.
Basisarzneimittel oder Basistherapeutika bremsen Vorgänge im Körper, die die Gelenkentzündung voranschreiten lassen, und sie halten die Zerstörung der Gelenke auf. Sie sollen das bei der RA fehlgeleitete Immunsystem dauerhaft wieder in gesunde Bahnen lenken. Dabei spielt das Treat-to-Target-Prinzip (T2T) eine wichtige Rolle. Gemeint ist die zielgenaue Behandlung mit DMARDs. Zu den Basismedikamenten gehören synthetische, krankheitsmodifizierend wirkende Medikamente (sDMARD). Dazu zählen Methotrexat, Sulfasalazin und Leflunomid. Des Weiteren biologische, die Krankheit modifizierende Medikamente (bDMARD), auch als Biologika bezeichnet. Zu dieser Gruppe zählen Antikörper gegen TNF-α, also Adalimumab, Certolizumab, Etanercept, Golimumab und Infliximab.
Die dritte Gruppe, die gezielt wirkenden, synthetischen, die Krankheit modifizierenden Medikamente (tsDMARD), sind die sogenannten JAK-Inhibitoren Baricitinib und Tofacitinib. Abhängig von der Substanz setzt die Wirkung der Basisarzneimittel binnen zwei Wochen bis sechs Monaten ein. Je früher die Therapie startet, desto größer die Chancen, dass die RA zum Stillstand kommt und auch nach Absetzen der Therapie viele Jahre nicht mehr aufflammt. Eine Chance, die erheblich sinkt, wenn diese Medikamente erst mehr als ein halbes bis ein Jahr nach Beginn der Erkrankung zum Einsatz kommen. Besonders Biologika und vermutlich auch JAK-Inhibitoren haben das Potenzial, die RA nachhaltig zu stoppen.
Laut S2e-Leitlinie sollte die Therapie einer RA mit dem konventionellem, synthetischen DMARD Methotrexat (MTX) beginnen (15 bis 25 mg pro Woche). Für viele Patienten reiche diese Medikation aus, so die Autoren. Verträgt der Patient MTX nicht, kann der Arzt zunächst auf günstige, synthetische DMARDs wie Leflunomid und Sulfasalazin ausweichen. Nach sechs Wochen soll er Verträglichkeit, Adhärenz und die Dosierung kontrollieren. Drei Monate nach Therapiebeginn sollten sich die Symptome messbar gebessert haben, nach einem halben Jahr muss das Therapieziel erreicht worden sein. Treffen diese Parameter nicht zu, kann der Arzt ein anderes DMARD oder die Kombination zweier konventioneller Präparate kombinieren oder einen Therapieversuch mit biologischen oder einem gezielt synthetischen DMARD starten.
Bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis, die den Januskinase-Inhibitor Tofacitinib bekommen, darf laut Rote-Hand-Brief vom März dieses Jahres die zugelassene Dosierung von zweimal täglich 5 Milligramm nicht überschritten werden. Denn in höheren Dosierungen steigt das Risiko für eine Lungenembolie und die Mortalitätsrate erhöht sich, so zeigte die Studie A3921133.