Frühe Therapie bei Rheumatoider Arthritis entscheidend |
Isabel Weinert |
31.05.2019 16:30 Uhr |
Nicht Steroidale Antirheumatika (NSAR) und Coxibe können bei RA nur die Symptome lindern, sie greifen nicht grundlegend in das Krankheitsgeschehen ein. Sie sollten so kurz wie möglich zum Einsatz kommen, etwa zu Beginn der Erkrankung, wenn DMARDs noch nicht wirken und auch ein Corticosteroid noch nicht vollständig gegriffen hat. Verlangt ein in Therapie befindlicher Patient mit einer RA immer wieder auch nach einem NSAR, weisen PTA am besten darauf hin, dass dann womöglich die Basistherapie nicht stimmt beziehungsweise das Therapieziel nicht erreicht wurde. Schon für sich genommen bedeuten NSAR und Coxibe für den Magen Gefahr. Sie steigt noch einmal deutlich an, wenn sie der Patient unter einer Corticosteroid-Behandlung einnimmt. Dieser Hinweis darf nicht fehlen. Dazu gehört zwingend der Rat, den Arzt aufzusuchen, damit er die Therapie anpassen kann.
Eine Ernährung, in der pflanzliche Nahrung die Hauptrolle spielt, kann Entzündungsprozesse bremsen. / Foto: Getty Images/ guvendemir
Die Ernährung kann eine RA beeinflussen. Sinnvoll ist eine Mittelmeerdiät mit viel Gemüse, Obst und Fisch sowie dem Ersatz tierischer Fette durch Olivenöl, Rapsöl oder Margarine. Rotes Fleisch und Wurstwaren sollten die Ausnahme bleiben. Der Entzündung wirken auch Alpha-Linolensäure und Vitamin E entgegen, die reichlich in pflanzlichen Ölen, vor allem Raps-, Soja-, Lein- und Walnussöl vorkommen.
Von einer juvenilen chronischen Arthritis (JCA) spricht man, wenn eine Arthritis unbekannter Ursache mindestens sechs Wochen bestehen bleibt und erstmals vor dem 16. Lebensjahr auftritt. In Deutschland erkranken jährlich etwa 1000 Kinder an einer JCA. Im Vergleich zu Erwachsenen bringt die Erkrankung bei Kindern zusätzliche Probleme mit sich: Kinder äußern Gelenkschmerzen und –beschwerden deutlich seltener als Erwachsene, sie nehmen unbewusst Schonhaltungen ein, die bereits nach kurzer Zeit Veränderungen der Muskulatur und Fehlstellungen nach sich ziehen. Sie entwickeln zudem oft einen regelrechten Ekel gegenüber bestimmten Medikamenten, und sie akzeptieren im Rahmen einer Physiotherapie längst nicht alles, was ihnen nutzen könnte. Zudem sind viele Medikamente zum Einsatz bei Kindern nicht ausreichend geprüft. Bei allen Schwierigkeiten besteht jedoch die Chance darauf, dass die Krankheit ausheilt, wenn sie rechtzeitig behandelt wird.
Noch immer warten gesetzlich Versicherte oft zu lange auf einen Termin beim Facharzt. Das gilt auch für Menschen, die einen Rheumatologen brauchen. Das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) soll diesen Missstand beheben. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben dazu Terminservicestellen eingerichtet. Seit 2016 gibt es diese Stellen, deren Anschriften Patienten über die Website des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) erhalten können oder über einen Anruf bei der Kassenärztlichen Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes.
Binnen einer Woche sollen die Terminservicestellen den Versicherten einen Facharzttermin in zumutbarer Entfernung (bis zu 60 Minuten Fahrtzeit) vorschlagen. Die Wartezeit auf den Termin darf dabei vier Wochen nicht überschreiten. Es gibt keinen Anspruch auf einen bestimmten Arzt. Leider funktioniert das System noch nicht ganz wie erhofft. Einen Versuch ist es aber dennoch Wert. Was können PTA zusätzlich raten? Ganz wichtig: Für einen Termin beim Rheumatologen braucht der Patient eine Überweisung. Hierauf befindet sich eine Codenummer, die er der Servicestelle nennen muss.
Einen Terminservice bieten auch rund 50 Krankenkassen an. Dabei geht die Terminvereinbarung auch ohne Überweisung. Für den Termin selbst braucht man sie aber. Natürlich können Patienten auch auf eigene Faust beim Facharzt anrufen und um einen Termin bitten. Oder sie fragen ihren Hausarzt, ob er den Anruf für sie tätigt. Ruft man selber an, ist es wichtig, dem eigenen Anliegen Dringlichkeit zu verleihen. Bei einigen Ärzten kann man sich auch auf eine Liste setzen lassen und wird dann angerufen, wenn ein anderer Patient einen Termin absagt.
In einzelnen Bundesländern existieren darüber hinaus von Fachgesellschaften, Rheumaambulanzen, Haus- und Fachärzten Kooperationen für ein schnelles Screening bei Rheumaverdacht. Patienten bekommen schnell einen Termin, in dem abgeklärt wird, wie wahrscheinlich es sich um eine entzündlich rheumatische Erkrankung handelt. Daraus ergibt sich eine abgestufte Dringlichkeit für einen zeitnahen Termin. Für Rheinland-Pfalz, das Saarland und Nordrhein-Westfalen bietet solch ein Screening zum Beispiel an.