Gehirn lebenslang lernfähig |
Isabel Weinert |
17.07.2020 15:30 Uhr |
Den Erfolgen in der Akutbehandlung ist es zu verdanken, dass der Schlaganfall heute nicht mehr an dritter, sondern an fünfter Stelle der häufigsten Todesursachen hierzulande steht. Allerdings: Je mehr Gerettete, desto mehr Menschen benötigen eine Rehabilitation. Und zwar möglichst so, dass jüngere Menschen wieder zurück in ihren Beruf können und ältere so weit wie möglich Eigenständigkeit zurückerlangen.
Zudem steigt die Zahl der Schlaganfälle aufgrund der stets älter werdenden Bevölkerung. Zwangsläufig geht deshalb auch die Zahl der Behinderungen nach oben. Nach drei Monaten weisen rund 60 Prozent der Schlaganfallpatienten eine leichtgradige Behinderung auf, etwa 30 Prozent eine mittel- bis schwergradige, informiert Professor Dr. Gereon R. Fink, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), in einer Pressemitteilung.
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Im ersten Jahr nach einem Schlaganfall erleiden zwischen zwei und 15 Prozent der Betroffenen einen weiteren, binnen der ersten fünf Jahre liegt die Zahl zwischen 25 und 42 Prozent. Solch ein zweites Ereignis möglichst zu verhindern, ist deshalb ein vorrangiges Ziel. Dazu gilt es, zunächst die Ursachen zu finden und zu behandeln. Die wichtigsten liegen in hohem Blutdruck und Vorhofflimmern. Aber auch Diabetes, Übergewicht, hohe Blutfettwerte, Rauchen und Bewegungsmangel steigern das Risiko.
Thrombozytenaggregationshemmer oder Blutgerinnungshemmer sowie meist auch Cholesterolsenker kommen in der Sekundärprophylaxe regelhaft zum Einsatz; abhängig von den Grundkrankheiten auch weitere Medikamente wie Blutdrucksenker und Antidiabetika.
Die Bedeutung erfolgreicher Rehabilitationsmaßnahmen ist also erheblich. Es gilt, Defizite in verschiedensten Bereichen zu überwinden beziehungsweise zu kompensieren: Halbseitenlähmung, Schluck- und Sprachstörungen, Sehstörungen, neuropsychologische Störungen und Depressionen sind Beispiele. So vielfältig sich die Folgen von Schlaganfällen auswirken können, so umfassend muss sich die Therapie gestalten, die hilft, sie abzumindern. Moderne Rehabilitation umfasst Konzepte, die schon lange etabliert sind sowie neue Methoden, von denen (noch) nicht alle jedem Betroffenen zugutekommen.