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Glutamin unter der Lupe

Die Aminosäure Glutamin soll die Muskel- und Darmfunktion verbessern. Die mutmaßlichen Wirkungen sind allerdings nicht ausreichend belegt. Einen Mangel haben gesunde Menschen nicht zu befürchten.
Nicole Schuster
23.06.2023  12:00 Uhr

Glutamin bei Sportlern

Ähnlich wie die Erhöhung der Glykogen-Resyntheserate sind auch andere mutmaßlich günstige Auswirkungen von Glutamin kaum untersucht. Wenn Studien vorliegen, sind die Ergebnisse oft widersprüchlich oder nicht eindeutig. Im Jahr 2019 veröffentlichten Wissenschaftler eine systematische Überprüfung und Metaanalyse, um den Nutzen einer Glutamin-Supplementierung für Sportler zu prüfen. Sie extrahierten aus den eingeschlossenen klinischen Studien Daten zu Körpermasse, fettfreier Körpermasse, Körperfettanteil, maximaler Sauerstoffaufnahme (VO2max), Lymphozyten-, Leukozyten- und Neutrophilenzahlen. Glutamin zeigte zwar eine signifikante Wirkung auf die Gewichtsreduktion und reduzierte die Zahl der Neutrophilen. Diese steigen normalerweise bei stark belastenden Sportarten in der Nachbelastungsphase an.

Die Autoren schlussfolgerten jedoch, dass die Einnahme von Glutamin im Allgemeinen keinen Einfluss auf das Immunsystem, die aerobe Leistung und die Körperzusammensetzung von Sportlern habe. Die Frage nach der Bedeutung von Glutamin für Sportler interessierte auch andere Forschergruppen.

Ebenfalls in 2019 wurden in einer Übersichtsarbeit die Auswirkungen einer Glutamin-Supplementierung, allein oder in Verbindung mit anderen Nährstoffen, auf Ermüdungsmarker und die Leistung im Rahmen körperlicher Betätigung untersucht. In den meisten der ausgewerteten Studien wurde zwar festgestellt, dass Glutamin einige Ermüdungsparameter verbessern konnte. Das steigerte allerdings nicht die körperliche Leistungsfähigkeit.

Einfluss auf den Darm

Starke oder längere sportliche Betätigung kann die Funktion des Magen-Darm-Trakts beeinträchtigen und zu Verdauungsproblemen führen. Kann Glutamin dem entgegenwirken? In einer Übersichtsarbeit untersuchte Wilson 2021, ob NEM die Darmfunktion verbessern und trainingsbedingte gastrointestinale Symptome reduzieren können. Für Glutamin waren die Ergebnisse positiv. Die Aminosäure konnte nachweislich Marker für Magen-Darm-Schäden und Permeabilität bei sportlicher Betätigung reduzieren. Die klinischen Auswirkungen blieben jedoch ungewiss, da sich die Symptome nicht durchgängig verbessert hatten.

Wenn es um den Einfluss von Glutamin auf die Funktion des Magen-Darm-Trakts geht, lohnt sich ein näheres Hinsehen. Intestinales Glutamin ist wichtig, damit die Schleimhäute regenerieren können. Die essenzielle Aminosäure stellt eine wichtige Energiequelle für sich schnell teilende Epithelzellen dar. Ein Mangel an Glutamin kann die Darmepithelzellen atrophieren lassen und zu einer Hyperpermeabilität des Darms führen.

Nicht bestätigt ist bislang jedoch die These, dass eine Nahrungsergänzung mit Glutamin die normale Permeabilität des Darms wiederherstellen kann und das Risiko verringert, dass sich Bakterien und Toxine nach einer Darmverletzung verlagern.

Allerdings gibt es Hinweise aus kleineren Studien, dass es funktionieren könnte. So haben Wissenschaftler eine Glutamin-Substitution erfolgreich an Patienten getestet, die an einem postinfektiösen Reizdarmsyndrom mit Durchfall (IBS-D) litten. Die gastrointestinale Störung äußert sich in Bauchschmerzen, Harndrang, Blähungen und lockeren, wässrigen Stühlen. Aktuell gibt es keine Standardtherapie für Menschen, die nach einer Darminfektion ein IBS-D mit intestinaler Hyperpermeabilität entwickelt haben.

In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurde untersucht, ob eine orale Nahrungsergänzung mit Glutamin bei diesen Patienten die gastrointestinalen Symptome verbessert. Nach einer Einnahme über acht Wochen (5 Gramm dreimal täglich) verringerte sich in der Glutamin-Gruppe signifikant die Punktzahl im Irritable Bowel Syndrome – Severity Scoring System (IBS-SSS), einem Fragebogen, mit dem die Krankheitsschwere beim Reizdarmsyndrom erfasst werden kann. Eine Verbesserung im IBS-SSS um mindestens 50 Punkte war als primärer Studienendpunkt definiert gewesen und diesen erreichten 43 Patienten mit Glutamin, aber nur drei Patienten aus der Kontrollgruppe. Glutamin verbesserte in der Studie auch signifikant die sekundären Endpunkte einschließlich der Stuhlhäufigkeit und der Stuhlform. Ob Glutamin Beschwerden wie Durchfall oder einen Blähbauch auch bei Menschen ohne IBS-D verringern kann, wurde damit allerdings nicht gezeigt.

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