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Therapie im Wandel

Gut informiert in die Wechseljahre

Die Therapie von Wechseljahresbeschwerden geht heute anders. Sie ist wohl dosierter, vielschichtiger und länger anhaltend geworden – und geht mehr auf die Wünsche der Frau ein. Von standardisierten Pflanzenextrakten, schlaffreundlichen Hormonen und der Crux des Wiederaufhörens.
Elke Wolf
17.02.2023  14:30 Uhr

Therapie nicht statisch

Viele Frauen stehen einer Therapie mit Hormonen nach wie vor skeptisch gegenüber und wünschen sich eher »etwas Sanfteres«. Da ist es gut, dass die aktuelle Leitlinie im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin bestimmten Alternativmethoden eine Chance gibt. Stute formulierte es so: »Es muss dahingehend beraten werden, dass es neben der Hormonsubstitution auch Alternativmethoden wie die Gabe verschiedener Pflanzenextrakte, eine kognitive Verhaltenstherapie oder Akupunktur gibt.« Parallel sollte beides nicht angeboten werden, sondern als Alternative. Allerdings sei klar zu vermitteln, dass der größte gesundheitliche Nutzen bei der Behandlung klimakterischer Beschwerden von der Hormonersatztherapie ausgeht.

Nach den Ausführungen Stutes könne die Wahl jederzeit revidiert werden und auch im Hinblick auf sich entwickelnde Erkrankungen in dieser Lebensphase sei immer wieder zu überprüfen, ob frau die Therapie überhaupt noch braucht. »Man kann beispielsweise mit Phytopharmaka wie Cimicifuga oder Rhabarber beginnen und nach mehreren Monaten auf Hormone umsteigen, wenn keine Effekte erzielt wurden. Es kann aber auch sein, dass Pflanzenextrakte gerade zu Anfang der Wechseljahre die Symptome sehr gut kupieren. Da die Frau aber hormonell weiter altert und die Symptome dadurch stärker werden, kann die Pflanzentherapie irgendwann nicht mehr ausreichen.«

Pflanzliche Unterstützung

Bei pflanzlichen Präparaten rät die Expertin auf jeden Fall, geprüfte Extrakte zu verwenden, die als Arzneimittel zugelassen sind. Zu den bei dieser Indikation am besten untersuchten gehören Extrakte aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Mehrere randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien mit unterschiedlichen Spezialextrakten belegen eine signifikante Reduktion vasomotorischer Beschwerden über mindestens zwölf Wochen sowie eine gute Verträglichkeit über mindestens ein Jahr. Das Hauptsymptom Hitzewallungen ging bei bis zu 80 Prozent der Frauen zurück. Well-established-use-Extrakte enthalten etwa Klimadynon®, Remifemin®, Femikliman® uno oder Kofemin® Klimakterium. Stehen depressive Verstimmungen im Vordergrund, ist eine Kombination mit dem Trockenextrakt aus Johanniskraut eine Option. Die Wirksamkeit von Remifemin® plus gilt als gut belegt.

Welche Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze für die Wirkung verantwortlich sind und wie diese molekular vermittelt wird, ist nicht geklärt. Widerlegt ist die frühere Annahme, dass enthaltene Isoflavone über eine Bindung an Estrogenrezeptoren wirken. Cimicifuga-Wurzelstock enthält keine Isoflavone. Cimicifuga-Extrakte sind deshalb nicht als Phytoestrogene oder Phyto-SERMs, also pflanzliche selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren, zu bezeichnen.

Zu den klassischen Phytoestrogenen wird dagegen der Rhapontikrhabarber gezählt. Dass der Spezialextrakt ERr371 (femi-loges®) Wechseljahresbeschwerden signifikant stärker linderte als Placebo und dabei gut verträglich war, zeigt eine multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte Studie über 12 Wochen. Dabei präsentierte es sich in der Linderung von Hitzewallungen als ebenso effektiv wie eine niedrigdosierte Hormonersatztherapie.

Die Hauptinhaltsstoffe des Spezialextrakts sind Rhaponticin und Desoxyrhaponticin, die zu den Stilbenen gehören. Diese sekundären Pflanzenstoffe sind im chemischen Sinne keine Estrogene, sondern weisen lediglich eine strukturelle Ähnlichkeit mit diesen auf, wodurch eine Bindung an die Estrogenrezeptoren möglich ist. Dadurch können sie ebenfalls estrogene Funktionen induzieren. In-vitro-Bindungsstudien haben gezeigt, dass der Extrakt selektiv den proliferationshemmenden Estrogenrezeptor-β (ER-β) aktiviert, während ER-α unbeeinflusst blieb. Letzterer vermittelt überwiegend zelldifferenzierende und wachstumsstimulierende Effekte.

Isoflavone aus Soja oder Rotklee sind lediglich als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und unterliegen damit dem Lebensmittelrecht. Entsprechend uneins ist die Studienlage, auch bezüglich möglicher Risiken wie das für Brustkrebs. Hinweis: Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder waren, sollen leitliniengemäß keine Phytoestrogene, also Isoflavone, Genistein, Rheum rhaponticum oder Rotklee, zur Behandlung vasomotorischer Symptome erhalten. Zudem zu berücksichtigen: Die biologische Wirkung von isolierten, hochdosierten oder angereicherten Isoflavonen ist nicht unmittelbar mit der biologischen Wirkung von Isoflavonen aus komplexen Lebensmitteln, wie sie in Asien verzehrt werden, zu vergleichen.

Isoflavone kommen in verschiedenen Pflanzen wie Soja, diversen Kleearten, Hopfen oder Leinsamen vor. Sojabohnen enthalten beispielsweise zwölf verschiedene Isoflavone, wobei Genistein und Daidzein die wesentlichsten darstellen. Genistein scheint das wirkstärkste Isoflavon zu sein, gemessen an der relativen Bindungsaffinität zum ERβ. DieLeitlinie »Peri- und Postmenopause« hält einen »Nutzen für möglich«. Danach scheint unter den Phytoestrogenen Genistein in einer Dosierung von 30 bis 60 mg/Tag die zuverlässigste Wirkung zu haben, genauso wie Leinsamenextrakt mit mindestens 100 mg/Tag oder Equol mit 10 mg/Tag. Ein Nutzen der Zubereitungen ist vor allem in der Reduktion von Hitzewallungen zu sehen. Nächtliche Schweißausbrüche scheinen allerdings nicht reduziert zu werden.

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