Haut aus der Balance |
Das quälendste Symptom bei Neurodermitis ist der extreme Juckreiz. Das Fatale: Wer kratzt, schwächt die Hautbarriere zusätzlich, erhöht die Gefahr für Sekundärinfektionen und setzt damit einen Teufelskreis in Gang. Ein Kratzverbot ist aber vor allem bei Babys und Kleinkindern wenig zielführend.
Auch feuchte, kühlende Umschläge mit schwarzem Tee sind hilfreich. Sie wirken adstringierend, antibakteriell und juckreizstillend. Wickel mit Wirkstoffzusatz können für einige Tage eine wirksame Akutmaßnahme sein. Auf die Haut kommt zuerst eine Cortison-Zubereitung, darüber ein warmes feuchtes Baumwolltuch, das mit einem trockenen Tuch bedeckt wird. Auch die Basispflege lässt sich mit dieser Wickeltechnik kombinieren. Systemische Antihistaminika der ersten oder zweiten Generation sollen nicht als Langzeitbehandlung gegen Juckreiz verwendet werden, so die Autoren der Leitlinie. Zugelassen sind Cetirizin, Loratadin und Desloratadin sowie Levocetirizin ab einem Alter von zwei Jahren.
Sekundärinfektionen werden häufig durch Herpes- oder Dellwarzen-Viren, Hefen oder Dermatophyten sowie Staphylokokken ausgelöst. Gegen Letztere zeigen antiseptische Mittel wie Chlorhexidin oder Octenidin gute Wirksamkeit, entsprechende Rezepturen finden sich zum Beispiel im Neuen Rezeptur Formularium (NRF). Generell spielen Rezepturen eine wichtige Rolle in der Neurodermitis-Versorgung. Sie ermöglichen eine Behandlung, die genau auf den Hautzustand oder das Alter abgestimmt ist, unnötige Zusatzstoffe vermeidet und oft von der Krankenkasse erstattet wird.
Das atopische Ekzem ist weit mehr als eine Erkrankung der Haut, es belastet auch die Psyche. Neurodermitiker fühlen sich oft stigmatisiert. Das kann Ängste und sogar Depressionen begünstigen. Je ausgeprägter die Neurodermitis-Symptome, desto größer die seelische Belastung. Die PTA kann daher durch die Beratung zu Hautpflege und der richtigen Anwendung der Arzneimittel nicht nur die Hautgesundheit, sondern auch das seelische Wohlbefinden der Betroffenen spürbar verbessern.