Hohes Risiko für Jugendliche durch Cannabiskonsum |
Barbara Döring |
27.06.2023 08:30 Uhr |
Ob diese Veränderungen reversibel sind, hängt zum einen von der genetischen Grundausstattung ab, zum anderen von der Dauer und Intensität des Konsums: »Manche Jugendliche hören rechtzeitig mit dem Rauchen auf, sodass ihr Gehirn wieder normal funktionieren kann«, sagt Schönfeldt-Lecuona. Sind die Veränderungen jedoch bereits stark ausgeprägt und lange vorhanden, sei es schwer, sie wieder rückgängig zu machen. Gleichzeitig ist das Risiko, eine Psychose zu entwickeln, umso höher, je mehr geraucht wird.
Einen Grenzwert, wie viel Cannabis bedenkenlos konsumiert werden könne, gibt es laut Schönfeld-Lecuona nicht: »Mitunter kommen Menschen mit einer akuten Psychose in die Notaufnahme, die erst zwei- oder dreimal konsumiert haben«, sagt der Psychiater. Sie leiden unter anderem unter heftigen Wahnsymptomen wie Verfolgungswahn (Paranoia) oder Vergiftungswahn und/oder Halluzinationen, die Tage bis Wochen, manchmal auch Monate anhalten können.
Problematisch ist auch, wenn Jugendliche ein amotivationales Syndrom entwickeln: Betroffene, die täglich zwei- bis dreimal Cannabis rauchen und den Rest des Tages fast ausschließlich chillen, würden in der Schule nichts mehr leisten, keinen Sport machen und wollten auch ihr künftiges Leben so verbringen. »Das ist nicht nur schlimm für die Eltern, sondern auch für die Gesellschaft und letztlich auch für die Jugendlichen, die oft nicht mehr die Schule bewältigen und keine Ausbildung abschließen«, betont Schönfeldt-Lecuona.
»Ich würde es niemals zulassen, dass Cannabis vor dem 25. Lebensjahr frei konsumiert werden darf«, betont der Psychiater. Die Erfahrungen aus Ländern wie Uruguay, Kanada oder USA zeigen, dass Jugendliche nach der Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken nicht weniger, sondern mehr konsumierten. Viele Jugendliche wüssten zudem nicht, dass Cannabis gefährlich ist, und wären sogar der Meinung, es sei viel gesünder als etwa Alkohol oder andere Drogen. Der Psychiater befürchtet, dass dies bei einer Legalisierung erst recht so wahrgenommen würde.
Könnte es dann ein Kompromiss sein, für junge Menschen einen niedrigeren THC-Gehalt festzulegen? Von dieser Lösung ist Schönfeldt-Lecuona nicht überzeugt, denn die meisten Jugendlichen würden gerade deshalb rauchen, weil sie einen »Kick« erleben wollten. In den USA sähe man den Trend, dass gerade Jugendliche die stärkeren Züchtungen mit THC-Gehalten um 30 Prozent bevorzugen. Würde man nur niedriger dosierte Produkte erlauben, würde der Schwarzmarkt weiter boomen.