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Abhängig vom Zustand des Patienten wägt der Arzt ab, ob eine stationäre Aufnahme nötig ist. Kriterien, die für eine Einweisung ins Krankenhaus sprechen, sind Sauerstoffpflicht, instabile Vorerkrankungen, Komplikationen im Krankheitsverlauf und soziale Faktoren, das heißt, wenn ein Patient zu Hause nicht versorgt werden kann. Problematisch wird die Auswahl des Antibiotikums, wenn resistente Erreger die Erkrankung verursachen. Besonders bei nosokomial erworbenen Pneumonien müssen Mediziner Reserveantibiotika sorgfältig auswählen, so zum Beispiel Ceftarolin und Ceftobirol, Cephalosporine der fünften Generation, die auch bei MRSA und Penicillin-resistenten Pneumokokken wirksam sind. Ein hohes Risiko für Komplikationen stellt die Verbreitung der Erreger über die Blutbahn in weitere Organe dar. So können die Erreger auch Hirnhäute oder das Herz befallen, und es droht eine Sepsis.
Viele Medikamente beeinflussen die Lunge bis hin zu schweren und irreversiblen Schädigungen. Im Internet unter www.pneumotox.com finden Interessierte umfassende Informationen über Arzneistoffe, die zu unerwünschten pneumologischen Wirkungen führen. Die Seite, von den französischen Toxikologen Philippe Camus von der Universität Dijon ins Leben gerufen, wird ständig aktualisiert. Derzeit umfasst sie etwa 1000 Medikamente und Stoffe, bei denen broncho-pulmonale Nebenwirkungen auftreten können.
Babys ab zwei Monaten sollten gegen Pneumokokken geimpft werden. / Foto: istockphoto.com/Dmitry Naumov
Risikopatienten empfiehlt das Robert Koch Institut eine Pneumokokken-Impfung. Zu der Zielgruppe gehören Babys ab zwei Monaten, ältere Menschen über 60 Jahren, Patienten mit chronischen Herz-, Kreislauf- und Lungenerkrankungen und geschwächtem Immunsystem. Bei zwei bis zehn Prozent der Erkrankten verläuft eine Infektion mit Pneumokokken tödlich, bei 15 Prozent bleiben Spätschäden. Gerade Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet.
Drei Totimpfstoffe sind in Deutschland zurzeit zugelassen. Der Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff enthält Antigene der 23 wichtigsten Pneumokokken-Typen und schützt gegen diese Serotypen, die für 80 bis 90 Prozent der schweren Pneumokokken-Erkrankungen verantwortlich sind. Bei Kindern unter zwei Jahren wirkt dieser nicht ausreichend gut. Deshalb werden für Säuglinge Konjugatimpfstoffe verwendet. Sie aktivieren das unreife Immunsystem besser und erzielen einen besseren Schutz. Einer der Impfstoffe enthält Antigene von 13, einer von zehn Pneumokokken-Serotypen. Für eine Grundimmunisierung werden Babys dreimal im Alter von zwei, vier und elf bis 14 Monaten geimpft. Die STIKO rät Hochrisikopatienten eine sequentielle Impfung, bestehend aus einer Impfung mit Konjugatimpfstoff PCV 13, gefolgt von einer Impfung mit dem Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff sechs bis zwölf Monate später. Eine Wiederholungsimpfung nach sechs Jahren ist sinnvoll – allerdings dann ausschließlich mit dem Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff.
Die Familie der Pneumokokken umfasst mehr als 90 Serotypen. Umgeben sind die Zellen von einer Kapsel aus Polysacchariden – langkettigen Zuckermolekülen. Die grampositiven Bakterien mit Kapsel unterscheiden sich untereinander in ihrer Virulenz und Pathogenität. So sind nach derzeitigem Wissensstand elf Serotypen für ein Viertel der schweren Pneumokokken-Erkrankungen beim Menschen verantwortlich. Die Ansteckung erfolgt über Schmier- und Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die Bakterien besiedeln überwiegend die Nasenschleimhäute. Häufig bleibt eine Infektion symptomlos, insbesondere bei Kindern, die oftmals Träger und Überträger sind. Die Kinder wirken kerngesund, weil das Immunsystem die Erreger erfolgreich bekämpft. Tatsächlich lassen sich Pneumokokken in der Schleimhaut von 20 bis 40 Prozent aller gesunden Kinder nachweisen. In einigen Berufsgruppen, wie unter Mitarbeitern des Krankenhauspersonals liegt die Rate der gesunden Keimträger noch deutlich höher. Gefährlich wird es erst, wenn das Immunsystem noch nicht oder nicht mehr voll funktionsfähig ist.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.