Kampf gegen das Vergessen |
Für Menschen, die die neue krankheitsmodifizierende Therapie nicht bekommen können, bleibt nach wie vor die Möglichkeit, die Demenzsymptome medikamentös zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Cholinesterase-Hemmer verzögern den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin, dessen Produktion im Gehirn von Alzheimer-Patienten eingeschränkt ist. Dadurch kann die Denk- und Lernfähigkeit länger erhalten bleiben. In Deutschland sind dafür drei Wirkstoffe zugelassen: Donepezil (Aricept® und Generika), Galantamin (Reminyl® und andere) und Rivastigmin (Exelon® und andere, auch als transdermales Pflaster erhältlich). Häufige Nebenwirkungen der Cholinesterase-Hemmer sind Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Durchfall und Kopfschmerzen. Meist treten sie aber nur vorübergehend auf. Zu Beginn der Behandlung sollte die Wirkstoffmenge langsam bis zur höchsten verträglichen Dosis gesteigert werden. Da sich beim Absetzen die Symptome oft verschlimmern, empfiehlt die aktuelle ärztliche Leitlinie eine Langzeitbehandlung.
Der Extrakt aus den Blättern des Fächerblattbaums soll die Durchblutung des Gehirns steigern. / © Getty Images/caoyu36
Auch der Einsatz von Ginkgo biloba ist durch Studien gut belegt. Der Extrakt aus den Blättern des Fächerblattbaums soll die Durchblutung des Gehirns steigern. Das kann die Alltagsfunktionen und die geistige Leistungsfähigkeit von Alzheimer-Patienten verbessern. Laut der OTC-Ausnahmeliste des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist nur der gut untersuchte Spezialextrakt EGb® 761 (Tebonin® konzent®) mit einer standardisierten Tagesdosis von 240 mg bei einer Demenzdiagnose erstattungsfähig.
Zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz steht der Glutamat-Gegenspieler Memantin (Axura®, Ebixa® und andere) zur Verfügung. Er schützt die Nervenzellen vor der Überstimulation durch den Neurotransmitter Glutamat. Ebenso wie die Cholinesterase-Hemmer verlangsamt Memantin das Fortschreiten der Krankheitssymptome, kann aber den Verlust von Nervenzellen nicht aufhalten. Die meisten Patienten vertragen die Therapie gut. Mögliche, meist vorübergehende Nebenwirkungen sind Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Verstopfung und erhöhter Blutdruck. Cholinesterase-Hemmer und Memantin zu kombinieren, bringt Studien zufolge keinen zusätzlichen Nutzen, aber ein höheres Nebenwirkungsrisiko. Das Leitliniengremium rät deshalb davon ab.
Neben den Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit treten bei vielen Demenz-Patienten weitere Symptome auf, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen oder ihre Mitmenschen sehr belasten können. Dazu gehören beispielsweise Aggressivität, Unruhe oder Wahnvorstellungen. Lassen sich diese durch andere Maßnahmen – etwa mehr körperliche Aktivität oder Veränderungen des Tagesablaufs – nicht ausreichend beeinflussen, kann der Arzt auch Neuroleptika, in erster Linie Risperidon (wie Risperdal®), verordnen. Unbedingt behandelt werden sollten zudem Depressionen, unter denen Alzheimer-Patienten oft leiden und die die geistige Leistungsfähigkeit zusätzlich verschlechtern können. Als wirksame Antidepressiva bei Alzheimer haben sich insbesondere Mirtazapin (wie Remergil®) und Sertralin (wie Zoloft®) erwiesen.
Die kognitive Stimulation durch bestimmte Übungen und Spiele kann die geistigen Fähigkeiten und die Kommunikation bei Alzheimer-Patienten verbessern. / © Getty Images/KoldoyChris
Auch nichtmedikamentöse Therapien gehören heute zum Gesamtkonzept der Alzheimer-Behandlung. Von Bedeutung ist insbesondere die kognitive Stimulation, die die Wahrnehmung, die Lernfähigkeit und das Gedächtnis verbessern kann. Körperliches Training hebt nachweislich die Stimmung, steigert das geistige Leistungsvermögen und fördert die Schlafqualität. Bei depressiven Verstimmungen zeigen darüber hinaus häufig auch eine kognitive Verhaltenstherapie sowie eine Musik- oder Tanztherapie einen positiven Effekt. Nicht ausreichend belegt ist dagegen die Wirksamkeit der transkraniellen Pulsstimulation (TPS), die die Gedächtnisleistung mithilfe von Stoßwellen verbessern soll.