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Pandemie-Maßnahmen

Kein Schaden fürs Immunsystem

Husten, Schnupfen und grippale Infekte waren im vergangenen Winter kaum ein Thema. Die alljährliche Influenzawelle fiel praktisch komplett aus. Das monatelange Tragen von Mund-Nasen-Masken, die Kontaktbeschränkungen und verstärkten Hygienemaßnahmen bremsten nicht nur die Verbreitung von SARS-CoV-2, sondern auch von vielen anderen Krankheitserregern.
Clara Wildenrath
01.10.2021  15:30 Uhr

Auf später verschoben

Dass die Zahl der Infektionen jetzt deutlich ansteigt, ist für Professor Dr. med. Tim Niehues, Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum Krefeld, aber noch kein Hinweis auf ein geschwächtes Immunsystem. »Durch das Social Distancing ist eine Saison Atemwegserkrankungen ausgefallen. Die Gruppe der vulnerablen, also noch nicht immunen Kinder ist deshalb viel größer. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung«, erklärt der Immunologe im Gespräch mit dem PTA-Forum. Die RSV-Infektion werde lediglich in ein etwas späteres Lebensalter verschoben. Das hält er prinzipiell sogar für einen positiven Effekt: »Je jünger die Kinder sind, desto geringer ist der Durchmesser der kleinsten Bronchialverästelungen. Deshalb ist die Erkrankung für Säuglinge gefährlicher als für größere Kinder.« Ein gewisses Komplikationsrisiko besteht jedoch immer.

Die Tatsache, dass aufgrund der fehlenden Immunität in diesem Herbst und Winter insgesamt viel mehr Kinder erkranken könnten, erfüllt deshalb auch Niehues mit Sorge. »Die Kinderkliniken werden sich wieder füllen«, fürchtet er. Nicht nur wegen RSV: Insgesamt gebe es etwa 50 verschiedene Viren, die für Krankenhauseinweisungen aufgrund von Atemwegsinfekten bei Kindern verantwortlich sind. Bisher sieht er in seiner Krefelder Klinik keinen Hinweis, dass sich das Erregerspektrum infolge der Corona-Beschränkungen geändert habe.

Mehr Allergien?

Beobachtungsstudien aus den letzten Jahrzehnten legen nahe, dass ein trainiertes Immunsystem nicht nur Infektionen besser in den Griff bekommt. Die ständige Auseinandersetzung mit Keimen hilft den Abwehrzellen offenbar auch, körpereigene Strukturen und unschädliche Fremdstoffe von potenziellen Krankheitserregern zu unterscheiden. Das schützt den Organismus vor schädlichen Überreaktionen. Nach der Hygienehypothese ist ein »unterfordertes« Immunsystem maßgeblich für den Anstieg von Heuschnupfen, Asthma und anderen Allergien in den Industrieländern verantwortlich. »Auf den Philippinen zum Beispiel findet man bei fast allen Kindern Würmer im Stuhl, aber es gibt praktisch keine Allergien«, verdeutlicht Niehues den Zusammenhang. In Deutschland litten die Kinder aus den neuen Bundesländern in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung deutlich seltener an Heuschnupfen, Neurodermitis und Asthma – mutmaßlich, weil sie frühzeitig in der Kinderkrippe mit vielen Keimen in Kontakt kamen.

Ist nach den verstärkten Hygienemaßnahmen, den Kontaktbeschränkungen und dem monatelangen Maskentragen nun mit einer Zunahme von Allergien zu rechnen? Immunologe Niehues hält das für unwahrscheinlich: »Ich glaube nicht, dass ein Winter ausreicht, um das Immunsystem dauerhaft aus dem Gleichgewicht zu bringen«, meint er. »Die Kinder werden die Infekte wieder aufholen.« Letzteres könne anders ausfallen, wenn durch weitere Schul- und Kindergartenschließungen noch zwei oder drei Erkältungssaisons ausfallen würden. Aber nur dann, denn Mund-Nasen-Bedeckungen alleine, davon ist er überzeugt, reichen nicht aus, um Atemwegsinfekte bei Kindern komplett zu verhindern. Das belegt auch die (oben zitierte) Hongkonger Studie. Aus Ländern, in denen das Maskentragen schon länger zum Alltag gehört, gibt es laut Niehues ebenfalls keine Hinweise darauf, dass sich dies auf Allergieraten ausgewirkt habe.

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