Krankhafte Muskelschwäche |
Barbara Döring |
08.11.2024 08:00 Uhr |
Nicht immer liegt einer Myopathie ein Gendefekt oder eine Erkrankung zugrunde. Auch bestimmte Substanzen sind in der Lage, die Muskulatur zu schädigen. Neben Alkohol und Drogen zählen dazu Medikamente wie Statine, aber auch andere Wirkstoffe wie Amiodaron oder Checkpoint-Inhibitoren. Patienten, die zum ersten Mal ein Statin erhalten, haben deshalb oft Bedenken bezüglich der Medikation. Möglich Nebenwirkungen reichen von einer symptomlosen Erhöhung der Kreatinkinase über Muskelschmerzen (Myalgien) bis hin zur gefürchteten Rhabdomyolyse.
Laut der S1-Leitlinie »Diagnostik und Differenzialdiagnose bei Myalgien« der Deutschen Gesellschaft für Neurologie treten Muskelschmerzen allerdings nur bei 0,1 Prozent der Patienten unter Statintherapie auf, das Risiko einer Rhabdomyolyse liegt bei 0,01 Prozent. In Anbetracht der Tatsache, dass Statine zu den am häufigsten verordneten Medikamenten zählen, sind die muskulären Nebenwirkungen gering. Eine Metaanalyse mit etwa 155.000 Patienten zeigte zudem, dass bei weniger als 10 Prozent der mit Statinen behandelten Patienten, die über Muskelsymptome berichteten, die Beschwerden auf die Therapie zurückzuführen war.
Das Risiko einer Nebenwirkung ist besonders im ersten Jahr einer Statintherapie erhöht und steigt mit der Höhe der Dosierung und der Einnahme weiterer Wirkstoffe. Dazu zählen bestimmte Antibiotika, Herzmedikamente oder Zubereitungen mit Grapefruit, da diese ebenfalls über das Enzym CYP3A4 verstoffwechselt werden. In der Regel ist die kurzfristige Behandlung mit einem entsprechenden Medikament auch unter Statintherapie möglich. Auf muskelspezifische Symptome sollte dann jedoch besonders geachtet werden. Kurzfristig kann der Arzt das Statin pausieren oder wenn nötig, auf ein anderes Statin umstellen.
Wichtig ist, Patienten, die ein Statin einnehmen, über mögliche muskuläre Symptome wie Schmerz oder Schwäche aufzuklären. Das Apothekenteam kann Betroffenen bei Beschwerden raten, umgehend einen Arzt zu kontaktieren. Treten nur leichte Beschwerden auf oder sind die CK-Werte moderat erhöht, ist es laut Leitlinie in der Regel nicht notwendig, das Statin abzusetzen. Eine geringere Dosierung oder der Wechsel auf ein anderes Statin kann dann zur Beschwerdefreiheit führen. Steigen die CK-Werte über das 10-Fache, ist die Medikation abzusetzen. Ein starker Anstieg des CK-Werts innerhalb von zwei Stunden auf über 50.000 U/L birgt die Gefahr einer akuten Niereninsuffizienz und gilt als medizinischer Notfall. Eine regelmäßige Kontrolle der Kreatinkinase ist bei Patienten, die keine Symptome haben, nicht erforderlich.