Macht’s die Milch? |
Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) stufen das Risiko etwas anders ein als die Krebsforscher. Sie halten eine Bewertung des Krebsrisikos durch BMMF bisher für nicht möglich, da nicht genügend Daten dazu vorliegen, und mahnen daher weitere Forschung an. Ebenso wie das Netzwerk der Bundesregierung »Gesund ins Leben« raten sie dazu, Kuhmilch im ersten Lebensjahr weiterhin als Zutat im Milch-Getreide-Brei zu verwenden. Gegen Ende des ersten Lebensjahres könne sie auch in begrenzten Mengen als Getränk auf den Tisch kommen. Für Ein- bis Dreijährige empfehlen die Ernährungsexperten des Netzwerks täglich etwa 300 ml Milch und Milchprodukte, am besten auf drei Portionen verteilt.
Trotz der Plasmidome hat Milch offenbar das Potenzial, bestimmten Krebsarten vorzubeugen. Dieses Fazit ziehen Experten aufgrund von epidemiologischen Studien. Wer mindestens 200 ml am Tag konsumiert, hat wahrscheinlich ein geringeres Risiko für Dickdarmkrebs. An der schützenden Wirkung ist vermutlich vor allem das Calcium beteiligt. Über verschiedene Mechanismen verhindert es im Körper die Entstehung von Krebszellen. Auch das Blasenkrebsrisiko ist durch vermehrten Konsum von Milch und Milchprodukten wahrscheinlich geringer.
Bei Brustkrebs zeigt sich die Datenlage nicht so eindeutig. Einige Studien deuten auf ein geringeres Risiko durch Milch und Milchprodukte hin. In der großen europäischen EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) fanden die Wissenschaftler bei der Auswertung der Daten allerdings keinen Zusammenhang. Das Risiko für Prostatakrebs scheint dagegen durch einen hohen Milchkonsum von täglich mehr als 1,2 Liter oder 140 Gramm Hartkäse zu steigen. Liegt eine familiäre Veranlagung für Prostatakrebs vor, sollten Männer daher nicht mehr als die von den Ernährungswissenschaftlern der DGE empfohlenen Mengen verzehren.
Sogenannte A2-Milch soll besser bekömmlich und gesünder sein. Das Interesse für den besonderen Milchtyp stammt aus Neuseeland, hat sich in den USA und mehreren europäischen Ländern verbreitet und inzwischen bieten auch einige deutsche Milchbauern reine A2-Milch an.
Der Hintergrund: Das Milchprotein Beta-Casein kommt in verschiedenen Varianten vor, die häufigsten sind das A1- und das A2-Beta-Casein. Die meisten europäischen Milchkühe produzieren Milch mit einem Gemisch aus A1- und A2-Beta-Casein, es gibt aber auch jeweils reinrassige Tiere. Die beiden Milchtypen unterscheiden sich nur in einer Aminosäure im Beta-Casein.
Ob A2-Milch – wie behauptet – besser verträglich oder an der Prävention verschiedener Erkrankungen (zum Beispiel Typ-1-Diabetes) beteiligt ist, bleibt unklar. Eindeutige wissenschaftliche Belege stehen noch aus.