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Eine Krankheit, viele Gesichter, einige Hoffnung

Multiple Sklerose – »Krankheit mit 1000 Gesichtern«

Als »Krankheit mit den 1000 Gesichtern« geht Multiple Sklerose (MS) mit zahlreichen körperlichen und seelischen Belastungen einher. Zwar gibt es keine Medikamente, mit denen sich MS heilen ließe. Doch können moderne Arzneimittel ein Fortschreiten der Symptome verhindern und die Prognose deutlich verbessern.
AutorKontaktChristiane Berg
Datum 28.04.2020  16:00 Uhr

… neue Hoffnungsträger

Ein lang erhoffter Fortschritt in der Therapie (hoch)aktiver Verlaufsformen und hier der RRMS war bereits 2011 zu verzeichnen gewesen. Als erstes oral wirksames Immunsuppressivum für diese Indikation mit ganz anderem Wirkprinzip wurde Fingolimod zugelassen. Der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor (S1PR)-Antagonist verhindert den Austritt von Lymphozyten aus den lymphatischen Organen in Entzündungsgebiete im ZNS. Fingolimod reduziert nach Erstapplikation rasch und drastisch die Zahl zirkulierender Lymphozyten. In den Zulassungsstudien senkte der Wirkstoff die jährliche Schubrate signifikant um mehr als die Hälfte.

2013 kam mit Alemtuzumab ein Antikörper gegen das auf B- und T-Lymphozyten exprimierte Epitop CD52 zur Monotherapie der hoch aktiven RRMS auf den Markt. Epitope sind Molekülabschnitte eines Antigens, die eine spezifische Immunantwort auslösen können. Alemtuzumab verhindert die Schubanfälligkeit und die Behinderungsprogression.

Der gleichermaßen in diesen Jahren zur Therapie der RRMS zugelassene humanisierte monoklonale Antikörper und Integrin-Rezeptor-Antagonist Natalizumab blockiert monatlich verabreicht die Einwanderung von Lymphozyten aus dem Gefäßsystem über die Blut-Hirn-Schranke ins ZNS.

Im September 2017 schließlich wurde die Therapie der schweren Verlaufsformen der RRMS durch ein völlig neuartiges Wirkprinzip ergänzt, die orale Kurzzeittherapie mit Cladribin. Cladribin, ein Prodrug, wirkt nach intrazellulärer Phosphorylierung in Lymphozyten als Antimetabolit, der Einfluss auf deren DNA-Synthese nimmt beziehungsweise auf verschiedenen Wegen ihren Zelltod herbeiführt. Die Therapie besteht in zwei Folgejahren lediglich aus je einem zweiwöchigen Behandlungszyklus, Nach vier Wochen wird die Einnahme wiederholt. Das sichert bei mehr als 75 Prozent der Patienten über vier Jahre Schubfreiheit.

Der 2018 zugelassene Wirkstoff Ocrelizumab wiederum gilt als erstes Arzneimittel mit nachgewiesener Wirksamkeit nicht nur bei schubförmig verlaufenden, sondern auch bei primär progredienten MS-Erkrankungsformen. Der humanisierte CD20-Antikörper bereitet B-Lymphozyten zur sogenannten immunologischen Eliminierung vor. Mit Blick auf den Wirkmechanismus besteht eine Parallele zu Rituximab, das aber keine MS-Zulassung hat.

Im Februar dieses Jahres nun kam mit Siponimod erstmals eine orale Option für Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS) als seltene MS-Form auf den Markt. Siponimod ist wie Fingolimod ein Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Modulator, bindet aber selektiv an zwei der fünf G-Protein-gekoppelten Rezeptoren, genauer an die Subtypen 1 und 5. Die Migration der Lymphozyten aus den Lymphknoten wird verhindert und somit letztlich die zerebrale Entzündung begrenzt.

In jedem Fall bedeutet die Pharmakotherapie einen sensiblen Eingriff in das Immunsystem. Trotz der Unterdrückung des Immunsystems muss ein ausreichender Immunstatus erhalten bleiben, um Lebensqualität und Aktivität der Patienten möglichst wenig einzuschränken. Dies sei auch mit dem aktuellen Wirkstoffspektrum nach Aussagen der Fachgesellschaften relativ gut gewährleistet. In jedem Fall ist eine intensive Betreuung der Patienten erforderlich. So ist in den meisten Fällen eine regelmäßige Kontrolle der Blut- oder Urinwerte Pflicht. Zum kostenlosen Download stehen auf der Homepage der DMSG (www.dmsg.de) Patientenhandbücher zur Information über die Therapiecharakteristika der einzelnen Wirkstoffe zur Verfügung.

Verlaufsform milder/moderater Verlauf hoch aktiver Verlauf
Schubtherapie (für alle Formen) erste Wahl: Methylprednisolon-Stoßtherapie, zweite Wahl: Plasmapherese erste Wahl: Methylprednisolon-Stoßtherapie, zweite Wahl: Plasmapherese
Verlaufsmodifizierende Therapie bei RRMS (schubförmig remittierend) Betainterferone (wie Avonex®, Rebif®, Betaferon®, Plegridy®), Glatirameracetat (Copaxone®, Clift®), Dimethylfumarat (Tecfidera®), Teriflunomid (Aubagio®) Alemtuzumab (Lemtrada®), Cladribin (Mavenclad®), Fingolimod (Gilenya®), Natalizumab (Tysabri®), Orcrelizumab (Ocervus®)
Verlaufsmodifizierende Therapie bei SPMS (sekundär progredient) Betainterferone (bei aufgesetzten Schüben), Siponimod (Mayzent®) Betainterferone (bei aufgesetzten Schüben), Siponimod (Mayzent®)
Verlaufsmodifizierende Therapie bei PPMS (primär progredient) Orcrelizumab (Ocervus®) Orcrelizumab (Ocervus®)
Auf einen Blick: derzeit zugelassene und vorrangig eingesetzte Arzneistoffe gegen Multiple Sklerose
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