Als Fazit lässt sich ziehen, dass für jeden Sportler individuell zu prüfen ist, ob und welche Supplemente er möglicherweise brauchen könnte. Eine über den Bedarf hinausgehende Zufuhr von Mikronährstoffen verbessert nicht die sportliche Leistungsfähigkeit. Außer zur erhofften Leistungssteigerung kann es weitere Gründe geben, warum manche Athleten lieber zu NEM als zu nährstoffreichen Lebensmitteln greifen. Möglicherweise können oder wollen sie sich nicht die Zeit nehmen, gesunde Gerichte mit frischen Zutaten zuzubereiten. Obst und Gemüse sind zwar reich an Mikronährstoffen, bringen aber auch viel Volumen mit sich. Das empfinden viele Menschen nicht nur aus optischen Gründen als unangenehm beim Sport. Anstelle gleich zu Kapseln und Pulvern zu greifen, können sich Betroffene von einem sportspezifisch qualifizierten, zertifizierten Ernährungsberater beraten lassen, wie sie Nährstoffmängeln mit einer ausgewogenen und für ihre spezielle Situation geeigneten Kost vorbeugen können.
Es ist immer wieder wichtig zu betonen, dass die Einnahme von NEM eine schlechte oder unzureichende Ernährung nicht ausgleichen kann. Das stellte 2017 auch ein Gremium führender medizinischer und wissenschaftlicher Experten für das Internationale Olympische Komitee (IOC) fest. In ihrem Konsenspapier warnten die Experten zudem davor, dass die Qualitätssicherung bei der Herstellung, Lagerung und dem Vertrieb von NEM manchmal nicht streng genug gehandhabt werde. Produkte von schlechter Qualität oder verunreinigte Präparate gelangen so auf den Markt. Bei Produkten, die außerhalb der Apotheke im Internet angeboten werden, lassen sich gesundheits-, leistungs- und dopingrelevante Risiken durch Verunreinigungen oder bewusste Beimengungen von unerlaubten Substanzen nicht ausschließen. Das gilt besonders dann, wenn NEM aus dem (nicht europäischen) Ausland erworben werden. Diese müssen dann weder die nationalen noch die EU-Vorschriften erfüllen.
Gesunde Erwachsene nehmen aktuellen Empfehlungen zufolge 0,8 g Eiweiß/kg Körpergewicht pro Tag auf. Richtwerte für Sportler reichen von 1,4 g/kg bis 1,6 g/kg Körpergewicht pro Tag. Der genaue Bedarf hängt von der Sportart, dem Trainingsziel und der Intensivität ab. So ist Eiweiß vor allem für Sportler interessant, die primär Muskeln aufbauen wollen.
Das Deutsche Institut für Sporternährung (DiSE) in Bad Nauheim weist darauf hin, dass neben der Proteinmenge auch der Einnahmezeitpunkt und die Eiweißart eine Rolle spielen. Tierische Eiweißquellen enthalten meistens mehr lebensnotwendige Aminosäuren als pflanzliche. Durch die Kombination verschiedener Lebensmittel, etwa proteinreiches Brot mit Quark und Käse, kann die biologische Wertigkeit erhöht werden. Für die Qualität eines Eiweißpräparats ist der Anteil an den verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin ausschlaggebend. Leucin ist besonders wichtig für die muskelaufbauende Wirkung. Viel Leucin ist in Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten wie Soja enthalten.
Von einer »Proteinmast« ist abzuraten. Wer weit mehr als die empfohlene Menge aufnimmt, erfährt dadurch keinen zusätzlichen Nutzen. Ob die Nieren bei gesunden Menschen durch einen dauerhaft stark erhöhten Eiweißkonsum Schaden nehmen, ist noch nicht ausreichend untersucht.