Nutrigenetik – noch Zukunftsmusik |
In der Pharmazie ist bekannt, dass manche Arzneistoffe nicht von allen Patienten gleich metabolisiert werden. Grund dafür sind genetisch bedingte Unterschiede der Enzymaktivitäten. Diese Unterschiede sind nicht nur für Arzneistoffe, sondern auch für Nährstoffe relevant. So gibt es beispielsweise individuelle Unterschiede bei der Metabolisierung der Folsäure. Ähnliches wurde bei zahlreichen weiteren Stoffwechselprozessen gezeigt. Aus diesen Erkenntnissen entstand analog zur Pharmakogenetik das Forschungsgebiet der Nutrigenetik oder Nutrigenomik, das sich mit den Wechselwirkungen zwischen Genen und Ernährung beschäftigt. Neben den menschlichen Genen rückt dabei zunehmend das Mikrobiom des Darms in den Fokus, das bekanntlich individuell unterschiedlich zusammengesetzt ist. Da die Stoffwechselprodukte der Darmbakterien mit dem menschlichen Organismus in Wechselwirkung stehen, ist auch dieser Aspekt von Relevanz. Manche Wissenschaftler vermuten, dass das Mikrobiom des Darms sogar bedeutender für individuelle Unterschiede im Stoffwechsel des Menschen sein könnte als die Gene.
Sich an allgemeine Ernährungsempfehlungen halten, vielfältig und abwechslungsreich kochen – dieses Vorgehen liefert dem Körper alle wichtigen Nährstoffe. / Foto: Getty Images/Alistair Berg
Die Idee der personalisierten Ernährung kommt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern gut an, wie eine Studie zeigt. Bei einer Befragung in Deutschland äußerte etwa ein Drittel der Personen ein starkes Interesse an einer Beratung zu personalisierter Ernährung. Das ist nicht verwunderlich, da personalisierte Ernährung zwei Megatrends der westlichen Gesellschaften aufgreift: Gesundheit und Individualisierung. Viele Menschen suchen nach Konzepten, um die Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern und sie sehen die Ernährung dazu als sehr wichtig an. Ein Ernährungsprogramm für sie ganz persönlich erscheint ihnen wesentlich attraktiver und erfolgversprechender als eine allgemeine Ernährungsempfehlung für die gesamte Bevölkerung.