Nutzen und Risiken der Krebsvorsorge |
Frauen und Männer, die die Koloskopie nach Abwägen der Vor- und Nachteile ablehnen, können alternativ regelmäßig einen Stuhltest, den sogenannten iFOB-Test (immunologischer Test auf okkultes Blut im Stuhl, englisch: FIT) machen. Die Stuhluntersuchung ist mittlerweile zwar hochsensibel, hat aber gegenüber der Koloskopie den Nachteil, dass weder Proben genommen noch Krebsvorstufen entfernt werden können. Zudem ist nicht eindeutig nachgewiesen, dass sie Leben retten kann.
Dennoch kann die Untersuchung nutzen: Wie aktuelle Ergebnisse zeigen, haben Darmkrebspatientinnen und -patienten, deren Tumor mit dem iFOBT diagnostiziert wurde, einen günstigeren postoperativen Verlauf als Betroffene mit Tumoren gleicher pathologischer Klassifikation, bei denen das Karzinom aber nicht beim Screening aufgefallen ist. Die entdeckten Unterschiede in der Mortalität sowie im Verlauf konnten die Wissenschaftler allerdings für das Rektumkarzinom nicht bestätigen.
Insgesamt nehmen relativ viele Versicherte die Möglichkeiten zur Früherkennung von Darmkrebs in Anspruch. 78 Prozent der AOK-Versicherten haben dem »Versorgungs-Report Früherkennung« des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zufolge mindestens eine Methode im Zeitraum von 2007 bis 2016 genutzt. Allerdings ließ nur ein knappes Viertel eine Koloskopie vornehmen.
Der Grund, an Vorsorge nicht teilzunehmen, kann auch psychischer Natur sein. Dazu zählt, dass sich Patientinnen und Patienten zumindest zeitweilig mit der Möglichkeit einer ernsthaften Erkrankung auseinandersetzen müssen. »Nicht zu vernachlässigen ist aber auch die Belastung durch die Untersuchung selbst: etwa, dass man sich für das Hautkrebs-Screening wirklich von Kopf bis Fuß ausziehen muss, damit Ärztin oder Arzt die gesamte Haut beurteilen können«, sagt Hiller.
Entlasten könnte ein valider Bluttest zur Krebsfrüherkennung. Er scheint jedoch weiterhin in einiger Ferne zu liegen. Zwar ging erst vor Kurzem wieder eine scheinbare Erfolgsmeldung, diesmal von der Universitätsklinik Heidelberg, durch die Medien. Die Wissenschaftler berichteten von einem Test, um Brustkrebs im Blut aufzuspüren und wollten diesen noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Hiller gibt sich in solchen Fällen aber zurückhaltend: »Wenn man genau hinschaut, zeigt sich leider sehr oft: Die jeweilige Blutuntersuchung wurde noch nicht ausreichend auf ihre Zuverlässigkeit hin geprüft. Man weiß also beispielsweise nicht, wie oft es ›Fehlalarm‹ gibt, und wie viele Krebserkrankungen übersehen werden.« Dies scheint wohl auch diesmal der Fall gewesen zu sein. Noch weiß man bei dem neuen Test nicht, wie oft er falsch positive Befunde anzeigt. Die wenigen verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass der Test bei Frauen über 50 nur eine Trefferquote von 60 Prozent hat, etwas besser sieht es bei jüngeren Frauen aus. Gerade über 50-Jährige haben jedoch das größte Erkrankungsrisiko.
Etwa 40 Typen der sexuell übertragbaren humanen Papillomaviren (HPV, HP-Viren) können zu Infektionen von Haut- und Schleimhautzellen im Genitalbereich führen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs.
Eine Impfung schützt vor Infektionen mit den am häufigsten krebsauslösenden HP-Viren und reduziert das Auftreten hochgradiger Gewebeveränderungen (Dysplasien), möglichen Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs.
Die Impfung ist in Deutschland seit 2007 für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren vorgesehen, kann aber auch noch bis vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. Seit 2018 können sich auch Jungen in dieser Altersgruppe impfen lassen.
Männliche Jugendliche soll die Impfung vor Penis- und Analkrebs sowie vor Krebs im Mund- und Rachenbereich schützen – letztere Schutzwirkungen gelten auch für Mädchen. Die HPV-Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Seit August 2017 steht bei uns dafür neben dem Impfstoff Cervarix, der gegen HPV 16 und 18 wirkt, noch Gardasil 9 zur Verfügung, der vor insgesamt 9 HP-Viren sowie Genitalwarzen schützt. Diese 9 Virentypen sind für 75 bis 90 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich, während die zwei, gegen die Cervarix wirkt, mit etwa 70 Prozent in Verbindung gebracht werden. Gegen schon bestehende HPV-Infektionen wirken beide Impfstoffe nicht.
Einen völlig sicheren Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs bietet die Impfung nicht. Ergänzend zur Impfung sollten Frauen daher weiterhin regelmäßig an Früherkennungsuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs teilnehmen, bei denen Dysplasien erkannt und wenn nötig entfernt werden können.